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Witzenhausen - die Kirschen- und Universitätsstadt

Kurz bevor die Werra in Hann. Münden mit der Fulda zusammentrift und dadurch die Weser entsteht durchquert sie die Kirschen- und Universitätsstadt Witzenhausen. Die Stadt liegt in der Mitte eines der größten und ältesten Kirschenanbaugebiete Deutschlands. Witzenhausen ist die kleinste Universitätsstadt in Deutschland und Standort der Universität Kassel mit dem Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften, dem ersten seiner Art in Europa.

Die Stadt verfügt über eine historische Fachwerkaltstadt mit Rathaus und schönen Fachwerkhäusern, die 16 Ortsteile liegen inmitten zahlreicher Kirschenplantagen. Die Kirschblüte ist immer wieder ein Erlebnis und zieht viele Besucher aus nah und fern an. Während der Witzenhäuser Woche sind Wanderungen auf den speziell ausgewiesenen Kirschblütenwegen sehr beliebt.

Zur Kirschenernte findet am zweiten Juliwochenende das große Kirschen- und Altstadtfest statt, bei den Festlichkeiten wird die neue Kirschenkönigin gekrönt und Besucher können an den Meisterschaften im „Kirschkern-Wettspucken“ teilnehmen.

In den zahlreichen Gaststätten kann der Sauerkirchwein probiert oder auch an einer Weinprobe teilgenommen werden, beliebt sind auch die Bierspezialitäten der örtlichen Privatbrauerei. Im Gewächshaus für tropische und subtropische Nutzpflanzen der Universität gedeihen dank moderner Technik Kakao, Kaffee, Zitronen, Orangen, Bananen und viele exotische Pflanzen das auch interessierten Gästen zugänglich ist. Auf dem Gelände befindet sich auch das völkerkundliche Museum das zahlreiche Exponate aus verschieden Kulturen sowie die Vielfalt menschlichen Lebens von heute und früher zeigt.

Aktive Besucher finden in und um Witzenhausen zahlreiche Möglichkeiten wie Tennis, Squash, Reiten, Kegeln, Minigolf oder Segelfliegen. Wanderungen in der Umgebung oder auf überregionalen Wegen wie dem 500 km langen Werra-Burgen-Steig bieten die Möglichkeit die schöne Landschaft kennenzulernen.

Beliebt ist auch der 133 Kilometer lange hessische Teil des Werra-Burgen-Steigs, der zu den Qualitätswanderwegen gehört und von Hann. Münden über das Schloss Berlepsch nach Witzenhausen sowie über die Burg Ludwigstein führt und in Nentershausen endet. Dieser wurde 2016 zum zweitschönsten Wanderweg Deutschlands gekürt. Radfahrer finden ebenfalls z.B. auf dem Werratal-Radweg beste Bedingungen vor, wer es eher gemütlich mag, macht eine Bootstour auf der Werra.

Häuser am Markt
Fachwerkhäuser in der Altstadt

Geschichte der Stadt

Bereits im 11. Jahrhundert gehörte Witzenhausen zusammen mit einem bei Ermschwerd befindlichen Königshof zu einem Besitzkomplex des Grafen von Northeim. Nach dem Erlöschen dieser Linie ging das Lehen kurz an den Grafen von Winzenberg und 1152 an Heinrich den Löwen. Als dieser 1180 der Reichsacht verfiel, alle seine Lehen wurden ihm genommen, übernahmen die Landgrafen von Thüringen die Herrschaft im Werratal. Rasch erkannten diese den verkehrsgünstigen Standort, Witzenhausen lag auf dem Weg von Heilgenstadt nach Kassel sowie von Göttingen nach Melsungen, wo die Straße von Eisenach nach Frankfurt kreuzte.

1225 wurde die Marktverleihung in „Wicenhusin“ durch den thüringischen Landgrafen Ludwig IV. vollzogen, 1247 wird die Siedlung erstmals als „civitas“, also als ein mit Stadtrechten versehener Ort, bezeichnet. 1232 wurde „Wicenhusen“ von Mainzer Söldnern zerstört. Nach einem Vergleich mit dem Mainzer Erzbischof Siegfried von Eppstein wurde die planmäßige Stadtanlage weitergeführt und der Ort wurde mit einem doppelten Mauerring umgeben. Das dauerte vermutlich 80 bis 100 Jahre und wurde zu einer Zeit abgeschlossen als eine Brücke über die Werra 1335 erstmals urkundlich nachweisbar ist.

1258 gelangte „Wizenhusen“ in den Besitz des Herzogs Albrecht von Braunschweig, 1263 verlor dieser die Stadt zusammen mit sieben anderen Orten an den Markgrafen Heinrich von Meißen. Im Jahr 1479 wurde die Stadt von einem Brand heimgesucht, dem vermutlich 225 Häuser, unter ihnen das Rathaus, zum Opfer fiel. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts kommen Zimmerleute und Steinmetze nach Witzenhausen, um im Auftrag wohlhabender Bürger standesgemäße Fachwerkhäuser zu bauen. Das nach 1479 vorerst provisorisch errichtete Rathaus wird 1590 als repräsentativer Steinbau erbaut.

Die Pest fordert im Jahr 1599 mit 900 Opfern etwa die Hälfte der Bevölkerung Witzenhausens. 1623 wird die Stadt von Tilly kampflos eingenommen und neun Jahre später von kaiserlichen Truppen geplündert. Nach der kurzen Zeit der napoleonischen Herrschaft wurde Witzenhausen im Jahre 1821 Kreisstadt. Mit der Gründung der „Deutschen Kolonialschule“ im Jahr 1899 wurde der Grundstein für die Bedeutung der Stadt als landwirtschaftliches Bildungszentrum von hohem Rang gelegt. Im Juni 1945 internierte die US-Armee die deutschen Raketenforscher Wernher von Braun, Walter Dornberger, Helmut Gröttrup und weitere 120 Spezialisten der Heeresversuchsanstalt Peenemünde für knapp drei Monate in Witzenhausen um sie für die Raketenentwicklung in den USA anzuwerben.

Entspannung finden Einwohner und Besucher im schönen Stadtpark
Marktplatz mit Jacob-Grimm-Statue

Anreise nach Witzenhausen und Stadtführungen

Witzenhausen verfügt über eine verkehrsgünstige zentrale Lage. Nur 11 Kilometer sind es bis zur Autobahn A7, auch die Autobahnen A44 und A38 sind nicht allzu weit entfernt. Die Bundesstraßen B27, B80 und B451 führen durch das Stadtgebiet, Göttingen ist mit dem Auto in 25 Minuten und Kassel in 30 Minuten erreichbar.

Der Flughafen Kassel-Calden ist etwa 50 Kilometer und der Flughafen Hannover-Langenhagen etwa 160 Kilometer entfernt. Die Stadt verfügt über einen Anschluss an das Bahn-Netz, Regionalbahn-Verbindungen bestehen nach Göttingen, Kassel, Erfurt und Halle. Die Städte Göttingen und Kassel sind an das ICE-Netz der Deutschen Bahn angeschlossen. Besitzer von Wohnmobilen finden fünf kostenpflichtige Stellplätze in der Stadt und viele weitere in der Umgebung.

Öffentliche Stadtführungen sowie Stadtführungen auf Anfrage können bei der Tourist-Information am Markt gebucht werden. Das Angebot ist groß. Wer die Stadt auf eigene Faust kennenlernen möchte kann auf der kostenlosen Audio-Stadtführung die Witzenhäuser Altstadt auf eigene Faust kennenlernen. Erfahren Sie spannende Geschichten zu historischen Gebäuden und den Sehenswürdigkeiten der Stadt, dafür benötigen Sie lediglich ein Smartphone.

Nutzen Sie dafür folgenden Link: https://izi.travel/de/3f31-audio-stadtfuhrung-witzenhausen/de

Restaurant in der Altstadt
Der Diebesturm ist einer von drei erhalten gebliebenen Stadtürmen

Rathaus, Liebfrauenkirche, Stadtmauer und Stadtpark

Am Markt befindet sich das Rathaus der Stadt, das bereits im 13./14. Jahrhundert als ein Steingebäude errichtet wurde. Nach zwei Stadtbränden in den Jahren 1479 und 1809 wurde es 1819 wieder aufgebaut und von 1993 bis 1997 restauriert. Über dem Eingang befindet sich das Stadtwappen. Auf dem Platz vor dem Rathaus steht eine Statue von Jacob Grimm, ein deutscher Sprach- und Literaturwissenschaftler der als Begründer der deutschen Philologie und Altertumswissenschaft gilt. Die Statue steht als Erinnerung an die Freiheitsrede, die Jacob Grimm am 17. Dezember 1837 vor etwa 250 Göttinger Studenten in Witzenhausen hielt. Auf dem Marktplatz findet freitags von 06:00 bis 14:00 Uhr der Wochenmarkt statt. 

Ein weiteres bedeutendes Bauwerk der Stadt ist die Liebfrauenkirche dessen Bau um 1220 als spätromanische Basilika begonnen wurde. Vom romanischen Bau sind Reste im Untergeschoss des Westturms erhalten geblieben. Während der Zerstörung der Stadt im Jahre 1232 ruhten die Arbeiten. Den Stadtbrand im Jahre 1479 überstand die Kirche gut.  Der heutige Bau ist eine dreischiffige Staffelhalle mit weitgespannten Arkaden. Der Westturm stammt aus dem 13./14. Jahrhundert. Die Kirche liegt am Werratal-Radweg und wird deshalb auch „Radwegekirche“ genannt, sie ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

 Von der ehemaligen Stadtmauer mit ihren 8 Türmen sind der Diebesturm, der Eulenturm und der Schalenturm erhalten geblieben. Der Diebes- und der Eulenturm wurden auch als Gefangenentürme genutzt. Der Diebesturm wird im Sommerhalbjahr als Aussichtsturm genutzt.

 Entspannung finden Einwohner und Besucher im schönen Stadtpark mit seinen einladenden Grünflächen und Sitzgelegenheiten. Der Mehrgenerationenspielplatz ist ein beliebter Treffpunkt für Personen aller Altersklassen. Auch die Boulebahn wird gerne genutzt. Wer keine eigenen Spielkugeln besitzt, kann diese in der Tourist-Information ausleihen.

Das Rathaus in Witzenhausen
Ein weiteres bedeutendes Bauwerk der Stadt ist die Liebfrauenkirche

Schloss Berlepsch und Burg Ludwigstein

Rund 12 Kilometer von der Innenstadt von Witzenhausen erhebt sich Schloss Berlepsch auf den Anhöhen des Werratals auf einem Bergsporn. Arnold von Berlepsch lies die Burganlage 1368/69 als dreiflügelige Anlage errichten. Im 16. Jahrhundert wurde die Burg im Stile der Weserrenaissance erweitert. Nach Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg zunächst nur notdürftig wieder hergerichtet.

Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurden die entstandenen Lücken durch Neubauten geschlossen. Trotz der Neubauten hat die Burg den Charakter einer spätmittelalterlichen Wohnburg bewahrt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss von Hubertus von Berlepsch in ein Hotel mit Restaurant umgestaltet. Die Burg kann bei einer Schlossbesichtigung erkundet werden. Auch der Schlosspark, in dem im Sommer viele Rosen blühen, ist sehenswert. Das Schlosshotel bietet Übernachtungen an, außerdem verfügt das Restaurant des Schlosses über eine herausragende Gastronomie.

Auch die Burg Ludwigstein, eine Höhenburg auf der Spitze eines Bergkegels, ist einen Besuch wert. Der Ursprung der Burg geht auf das Jahr 1415 zurück, ein Umbau zum Amtssitz erfolgte 1560/1580.  Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Burg weitgehend verfallen. Auf dem ersten Freideutschen Jugendtag im Jahre 1913 entstand der Entschluss, die leerstehende Burg zu erwerben und zu einem räumlichen wie geistigen Mittelpunkt für die jugendbewegten Gruppen auszubauen.

Der erste Weltkrieg kam dazwischen, erst 1920 wurde die Burg erworben. Für den Aufbau standen junge Leute In langen Reihen und reichten die Steine für den Wiederaufbau von Hand zu Hand aus dem Werratal bis zur Burg hinauf. Während der Nazizeit diente Burg Ludwigstein den Zwecken nationalsozialistischer Jugendarbeit.

Nach Ende des Krieges diente die Burg zunächst als Flüchtlingslager, 1946 wurde sie dann an die wieder zugelassene Vereinigung Jugendburg Ludwigstein zurückgegeben. Heute ist die Jugendburg eine freie Jugendherberge mit 195 Betten und wird gerne von Schulklassen genutzt, aber auch Chöre, Sing- und Tanzkreise, kirchliche Gruppen und Naturschutzverbände sind oft Gäste auf der Burg. Auch Hochzeiten, Tagungen und Seminare werden hier durchgeführt. Für Besucher ist die Burg täglich von 10 bis 16 Uhr geöffnet.

Schloss Berlepsch
Burg Ludwigstein

Aktivitäten und Museen

Wer gerne wandert findet in Witzenhausen viele Möglichkeiten. Zahlreiche Premiumwege im Geo-Naturpark Frau-Holle-Land befinden sich in der unmittelbaren Nähe der Kirschenstadt. Mit insgesamt 25 Premium-Wanderwegen bietet der Geo-Naturpark Frau-Holle-Land ideale Bedingungen für Wanderer. Neben den Pfaden des Geo-Naturpark Frau-Holle-Land locken auch vier Kirschwanderwege auf denen Streuobstwiesen und Kirschenplantagen durchquert werden. Komplettiert wird das Angebot durch Rundwanderwege, die durch die 16 Ortsteile der Stadt führen. 

Witzenhausen ist auch ein idealer Ausgangspunkt für ausgiebige Radtouren. Auf den 22 Kilometern des Kirschenradwegs fahren Sie an den Kirschplantagen der Region vorbei. Entdecken Sie die Schönheit der in der Natur gelegenen Witzenhäuser Ortsteile, der Radrundweg wird Sie insbesondere zur Kirschblüte im April und Mai in seinen Bann ziehen. Oder radeln Sie gemeinsam in einer Gruppe und entdecken Sie jeden Donnerstag im Sommer die grandiose Region um Witzenhausen mit dem Fahrrad. Die Touren gibt es in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden und sind je nach Strecke für Fahrräder oder E-Bikes geeignet. Start ist um 14 Uhr auf dem Kirchplatz hinter dem Rathaus. In der kostenfreien Geo-Park-App finden Sie Informationen rund um die Navigation auf dem Werratal- und Kirschradweg. Die Hügelige Landschaft rund um Witzenhausen eignet sich auch swhr gut zum Mountainbiken. 10 unterschiedliche lange Mountainbiketouren wollen entdeckt werden. 

Früher war die Werra an vielen Stellen die Grenze zwischen Ost und West. Heute schlängelt sich der Fluss durch eine artenreiche Flora und Fauna. Die Fließgeschwindigkeit ist angenehm, daher eignet sie sich auch für Anfänger, die erstmals in einem Kanu sitzen und das Werratal vom Wasser aus erkunden wollen. An vielen Stellen kann ein Kanu gemietet werden, Vermieter bieten 2er, 3er und 4er- Kanus für Familien, Firmenausflüge, Vereine, Schulklassen und auch größere Gruppen mit Hol- und Bringdienst.

Auch die Kultur kommt in Witzenhausen nicht zu kurz. Diverse Museen warten auf interessierte Besucher. Das Kautabakmuseum gibt einen Einblick in das traditionsreiche Gewerbe. Im Tropengewächshaus sind Kaffee, Tee, Kakao und über 500 weitere Pflanzenarten aus aller Welt beheimatet. Das Museum Witzenhausen zeigt die sogenannte „ethnographische Sammlung“ des DITSL, entstanden ab 1900 durch Spenden von Absolventen und assoziierten Personen der ehemaligen Deutschen Kolonialschule in Witzenhausen. In Hessens erster Bio-Brauerei „Schinkels Brauhaus“ erhalten Besucher einen Einblick in die hohe Handwerkskunst des Bierbrauens.

Blick auf die Werra
Die Werra bei Witzenhausen