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Wanfried - Endhafen der Weser-Werra-Schifffahrt

Auf unserer Reise durch das Tal der Werra geht es von Eschwege weiter nach Wanfried, einer Kleinstadt mit rund 4200 Einwohnern. Früher war Wanfried eine bedeutende Stadt und Endhafen der Weser-Werra-Schifffahrt. 

Noch heute zeugen die vielen prachtvollen Fachwerkbauten von dieser Zeit. Einst war der kleine Hafen ein bedeutender Umschlagplatz für Waren von und nach Südosteuropa. 

Mitten im malerischen Werratal gelegen, ist Wanfried der ideale Ort für Wanderer, Radfahrer, Wasserwanderer und Camper. In wenigen Minuten werden Fahrrad- oder Wanderweg sowie eine der zahlreichen Werra-Anlegestellen erreicht. 

Wanfried ist die östlichste Stadt Hessens und liegt etwa 11 Kilometer von Eschwege, 25 Kilometer von Mühlhausen/Thüringen und etwa 30 Kilometer von Eisenach entfernt. Ein Besuch dieser Städte kann daher mit einem Besuch von Wanfried gut kombiniert werden.

Wichtigste Sehenswürdigkeit der Stadt ist der historische Hafen der auch „Schlagd“ genannt wird
Das Rathaus ist ein dreistöckiges Fachwerkhaus

Wanfried wird erstmals 813 erwähnt

Schon zu Zeiten von Bonifatius, einem christlichen Missionar (geb. um 673 und gestorben 754/755) hatten sich erste Christen im Stadtgebiet angesiedelt. Erstmals wurde Wanfried in einer Schenkungsurkunde an das Bistum Würzburg unter dem Namen „In wanen In Riden“ ein erstes Mal erwähnt. 

Zunächst gehörte Wanfried zu Thüringen, erst im Jahre 1306 kaufte Landgraf Heinrich I. die Stadt für Hessen an. In der Folgezeit war Wanfried immer wieder Streitpunkt zwischen Hessen und Thüringen bis der Ort im Jahre 1431 endgültig an Hessen ging. 

1608 wurde Wanfried durch das Privileg des Landgrafen Moritz von Hessen-Kassel zur Stadt erhoben und erhielt Marktgerechtigkeit. 

Wanfried wurde zum Endhafen der Weser-Werra-Schifffahrt und damit zum Mittelpunkt des Handels zwischen Thüringen, den sächsischen Herzogtümern, Bayern und Bremen. Als Warenumschlagplatz gewann die Stadt an Bedeutung und galt als wirtschaftlicher Vorposten der Reichsstadt Mühlhausen. Der Flusshandel brachte Reichtum und Wohlstand in den Ort. 

Im 17. und 18. Jahrhundert unterhielt die Stadt weit reichende Handelsverbindungen nach Süd- und Ostdeutschland sowie nach Polen und Russland. Viele Fachwerkhäuser der Stadt stammen aus dieser Zeit. Der wirtschaftlichen Blüte setzte der 30-jährige Krieg ein vorläufiges Ende, die Stadt erholte sich nur langsam von den Folgen des Krieges. 

1806 verlor auch Hessen seine Selbstständigkeit und wurde Teil des neugegründeten Königreiches Westfalen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging die Bedeutung der Werraschifffahrt mehr und mehr zurück, da sich der Gütertransport vom Wasser auf die Schiene verlagerte. Als Ersatz für den Ausfall des Schiffereigewerbes entstand eine aufblühende Industrie.  

Im Zuge des Flüchtlingsstroms im Zweiten Weltkrieg wuchs die Bevölkerung von 2700 im Jahre 1939 auf etwa 4100 Einwohner im Jahre 1945. Durch die Teilung Deutschlands fielen die gewachsenen wirtschaftlichen Verbindungen in den Osten weg, Industrie und Handel mussten sich neu orientieren. Heute liegt die Stadt in der Mitte Deutschlands.

Fachwerkhäuser in der Schlagdstraße
Gastronomie am historischen Hafen

Anreise und Stadtrundgänge

Wanfried ist mit dem Auto gut erreichbar, die Stadt liegt an den Bundesstraßen B249 und B250. 

Aus Richtung Osten kommend erreichen Sie Wanfried über die B249 die aus Richtung Mühlhausen kommt. 

Aus Richtung Süden kommend erreichen Sie Wanfried über die Ausfahrt Eisenach-West an der A4, weiter geht es auf den Bundesstraßen B7 und B250 über Creuzburg und Treffurt nach Wanfried. 

Von Westen können Sie Wanfried über die Ausfahrt Kassel-Ost an der A7 und dann über Kaufungen, Hessisch Lichtenau und Waldkappel erreichen. 

Aus Richtung Norden führt der Weg über die Ausfahrt Leinefelde-Worbis an der A38 und dann über Leinefelde, Dingelstädt und Mühlhausen, von dort aus geht es über die B250 in die Stadt. 

Wer mit der Bahn anreist steigt in Eschwege aus und nimmt einen Bus der Verkehrsgesellschaft NVV, hier erfahren Sie mehr über die Abfahrzeiten: https://www.nvv.de/

Wer mit dem eigenen Wohnmobil oder Wohnwagen anreist, hat in Wanfried gleich zwei Standorte zur Auswahl. Der Wohnmobilhafen „In der Werraaue“ in Wanfried und der Campingplatz „An der Werra“ im Stadtteil Altenburschla bieten zahlreiche Stellplätze. 

Der Kultur- und Verkehrsverein Wanfried bietet individuelle Stadtrundgänge an.

Erfahren Sie mehr über die 1000jährige Geschichte der Handels- und Hafenstadt, über den historischen Hafen „Schlagd“, die Zeitzeugen der Blütezeit sowie über historische Persönlichkeiten der Stadt.

Anmeldungen erfolgen direkt beim Kultur- und Verkehrsverein Wanfried.

Die Werra-Schute WISERA am Hafen von Wanfried
Die katholische Filialkirche St. Nikolaus

Der historische Hafen und das Rathaus

Wichtigste Sehenswürdigkeit der Stadt ist der historische Hafen, auch „Schlagd“ genannt, der ein wichtiger Umschlagplatz der Weser-Werra-Schifffahrt war. 

Bereits 1182 wurden Waren auf der Werra in Richtung Bremen transportiert. Besondere Bedeutung erlangte der Hafen durch den Umschlag von Waren nach Südosteuropa. 

Heute ist der kleine Hafen Anziehungspunkt für Rad- und Motorradfahrer. Eine Gaststätte mit Außengastronomie bietet frische, regionale und moderne Küche. Hier kann es an schönen Tagen schon einmal richtig voll werden. 

In den Sommermonaten liegt die WISERA, eine Werra-Schute, im Hafenbecken vor Anker. Seit 2008 können sich Brautpaare auf dem Boot trauen lassen. 

Seit 2015 findet jedes Jahr im Sommer am historischen Hafen ein Konzert direkt an der Werra statt. 

In der Marktstraße 18 steht das Rathaus, ein dreistöckiges Fachwerkhaus das als Handelshof Mitte des 17. Jahrhunderts erbaut wurde. Es steht auf dem Kellergewölbe eines früheren Wohnhauses, das während des 30-jährigen Krieges durch ein Feuer zerstört wurde. 

Die Anfänge des Rathauses gehen bis ins Jahr 1550 zurück, damals wurde im Zentrum von Wanfried ein Gebäude errichtet, das vermutlich eine offene Markthalle war.  

Das Gebäude „Auf dem Markte“ hatte nach einer früheren Zeichnung des Ortes einen Turm, auf dem an jedem der drei Markttage der Stadt die Marktfahne wehte und der mit einer Sturmglocke und einer Uhr aus dem Jahre 1612 versehen war. 

1648 wurde das fast hundertjährige Rathaus notdürftig renoviert, da es aber in den folgenden zwei Jahrhunderten immer baufälliger wurde, riss die Stadt das Gebäude 1861 ab.  

Bereits ein Jahr vorher hatte die Stadt das sogenannte Uckermann’sche Handelshaus in der Marktstraße als neues Rathaus erworben. Die Uhr des alten Rathauses, der Wetterhahn und die Sturmglocke wurden am neuen Rathaus angebracht. Noch heute wird das neue Jahr mit dieser Glocke von Hand eingeläutet.

Der historische Hafen, auch „Schlagd“ genannt
Das Rathaus in Wanfried ist ein dreistöckiges Fachwerkhaus

Gasthaus „Zum Schwan“ und die „Alte Post“

Direkt neben dem Rathaus in der Marktstraße 20/22 steht das Gasthaus „Zum Schwan“, ein in der Mitte des 17. Jahrhunderts errichtetes Fachwerkhaus. Es wurde auf einem alten Gewölbekeller eines Vorgängerbaus errichtet. Das Haus wurde bereits vor über 400 Jahren als „Herberge beim Rathaus“ bezeichnet. 

Nach umfassenden Sanierungsarbeiten durch die Stadt wurde das Gebäude im Jahr 2002 als Hotel mit Restaurant und Bürgersaal wieder in Betrieb genommen. 

Die „Alte Post“ ist ein stattliches Gebäude, das um 1650 errichtet wurde und von 1654 bis 1902 als Poststation des Thurn- und Taxis’schen Postunternehmens und zeitweilig auch als Gästehaus für Reisende diente. 

Im Hof des Anwesens wechselten Kutscher die Pferde, ehe es weiter in Richtung Mühlhausen, Leipzig, Dresden oder Holland ging. 

Seit 1904 befindet sich das Gebäude in Privatbesitz, es steht in der Marktstraße 15.

Das Gasthaus „Zum Schwan“
Die „Alte Post“ ist ein stattliches Gebäude das um 1650 errichtet wurde

Das Keudellsche Schloss und das „Harmes`sche Handelshaus“

Das Keudellsche Schloss, auch Keudelisches Haus genannt, ist ein ehemaliges Schloss, das bis zum Stadtbrand im 30-jährigen Krieg der Familie Keudell gehörte. Nach dem Ende des Kriegs wurde auf den Kellermauern ein neues Herrenhaus errichtet, mit massivem Erdgeschoss aus rotem Sandstein, einem Fachwerkobergeschoss und zwei Dachgeschossen in Rähmbauweise. 

Nach einer wechselvollen Geschichte kaufte es 1878 der königliche Kammerherr Karl Xaver von Scharfenberg, der es renovierte, wobei die abgebrannten Gutsgebäude nicht wieder aufgebaut wurden. 

1888 wurde es Privatschule, später Landschulheim und schließlich Realschule der Stadt. Bis 2019 befand sich im Schloss das Dokumentationszentrum der deutschen Nachkriegsgeschichte mit Heimatmuseum. 

Das „Harmes`sche Handelshaus“ ist eines der repräsentativsten Fachwerkgebäude aus der Blütezeit Wanfrieds, das Handels- und Wohnhaus steht an der Schlagdstraße Nr. 6 nahe dem historischen Hafen. 

Laut der eingeschnitzten Jahreszahl stammt das im Barockstil erbaute Haus aus dem Jahre 1673, es besitzt aufwendig gestaltete Verzierungen, zu denen Köpfe mit herausgestreckten Zungen, Engelsfiguren und Nixen gehören. 

Es war im Besitz des aus Bremen stammenden Kaufmanns Wilhelm Anthon Harmes, der von hier aus Handel zwischen Bremen und den inneren Reichsgebieten betrieb. 

Um seinen Tod rankten sich die unterschiedlichsten Gerüchte. Ein Gerücht lautet, er sei beim Geldzählen vom schweren Deckel seiner Schatztruhe erschlagen worden. Daraufhin wurde das Haus lange Jahre gemieden, zumal „es in demselben umgehen“ sollte. Er schaue – so sagte man – „bei vorübergehenden Leichenbegräbnissen zum Bodenloche heraus, und wer ihn vom Leichengefolge erblicke, werde innerhalb eines Jahres vom Tode ereilt“.

Das Keudellsche Schloss, auch Keudelisches Haus genannt, ist ein ehemaliges Schloss
Das „Harmes`sche Handelshaus“ ist eines der repräsentativsten Fachwerkgebäude aus der Blütezeit Wanfrieds

Das Landgrafenschloss und Kanufahrer

Das Landgrafenschloss ist das wohl älteste erhaltene Wohngebäude der Stadt. Zur Zeit der ottonischen Kaiser stand hier ein von Wassergräben umgebenes Königsgut, dass „Königsgut in Wanifredum“. Eine erste Erwähnung geht auf eine Urkunde von 1015 zurück. 

Ab 1293 begann der Ausbau des Guts zu einer Wasserburg, die die Handelsstraße nach Mühlhausen, Eisenach und Leipzig schützen sollte. Es folgte eine wechselvolle Geschichte. Im 30-jährigen Krieg wurde die Burg fast vollständig zerstört.

Für Kanufahrer ist die Werra ein ideales Revier. Aus Richtung Thüringen kommend fließt sie durch Wanfried, Eschwege, Bad Sooden-Allendorf, Witzenhausen und mündet bei Hann. Münden in die Weser. 

Wasserwanderer, die in Wanfried einen Zwischenstopp einlegen möchten, können die Anlegestellen an der Schlagd in Wanfried sowie in den Ortsteilen der Stadt nutzen. 

Wer kein eigenes Kanu besitzt, kann über die regionalen Kanuverleiher Boote leihen, an Kursen teilnehmen und Touren planen.

Das Landgrafenschloss ist das wohl älteste erhaltene Wohngebäude der Stadt
Die Werra bei Wanfried

Der Werratal-Radweg ist einer der beliebtesten Radfernwege Deutschlands. Der etwa 300 km lange Radweg folgt der Werra von den beiden Quellen bei Siegmundsburg und Fehrenbach in Thüringen, führt dann durch die GrimmHeimat NordHessen und endet in Hann. Münden. Unter anderen geht der Weg auch durch Wanfried und führt dann weiter ins benachbarte Eschwege. Der Radweg wird als leicht bis mittel eingestuft. 

Der knapp 230 km lange Hessische Radfernweg R5 verbindet die nordhessischen Täler von Werra, Fulda und Eder. Startpunkt der Route ist in Willingen im Upland. Von dort führt der Radweg entlang des südlichen Ufers des Edersees über Bad Wildungen und Homberg (Efze) nach Rotenburg an der Fulda. 

Die familienfreundliche Schlösser-Radrundtour führt von Eschwege über Wanfried durch die Meinharder Ortsteile Schwebda, Grebendorf und Jestädt von Schloss zu Schlösschen. Die Radtour ist etwa 33 Kilometer lang. 

Auch Wandern ist in Wanfried möglich, liegt die Stadt doch im Geo-Naturpark Frau-Holle-Land im Werratal und ist geradezu ideal, um die Natur mit allen Sinnen zu entdecken. 

Die Premium-Rundwanderwege P5 Plesse, P6 Heldrastein und P12 Mainzer Köpfe verlaufen mal im Westen und mal im Osten. Hier stoßen Sie immer wieder auf Teile der deutsch-deutschen Geschichte. Der Turm der Deutschen Einheit auf dem Heldrastein, das kleine Grenzinformationszentrum auf der Hüneburg und die Agentenschleuse sind interessante Relikte aus der Zeit als es die innerdeutsche Grenze noch gab. 

Das Grüne Band und die Naturschutz-/FFH-Gebiete (Schutzgebietsnetz Natura 2000 der EU) mit dem Wasserfall im Elfengrund, seinen artenreichen Kalkbuchenwäldern, Muschelkalkfelsen und Kalkmagerrasen sorgen für eine große Blumenvielfalt. Wildkatze, Wanderfalke, Uhu, Eisvogel und viele Schmetterlingsarten sowie weitere Tiere sind hier zu Hause. 

Alle Wanderwege rund um Wanfried bieten schöne Ausblicke auf Wälder und Wiesen und das zu jeder Jahreszeit.

Rastplatz an der Werrabrücke
Historischer Hafen mit Werra-Schute