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Gerstungen - die flächenmäßig größte Gemeinde ohne Stadtrecht in Thüringen

Die Einheitsgemeinde Gerstungen mit ihren zwölf Ortsteilen ist die flächenmäßig größte Gemeinde ohne Stadtrecht in Thüringen. Sie liegt zwischen dem Thüringer Wald, der Rhön und Waldhessen und ist damit ein idealer Startpunkt für Ausflüge in die Umgebung. Hier schlängelt sich die Werra wie ein silbernes Band durch das Gemeindegebiet und bietet damit ideale Bedingungen für Bootstouristen.

Im Gemeindegebiet kreuzen sich überregionale Wanderwege wie „Rennsteig“, „Grünes Band“ und „Werra-Burgen-Steig“ mit den örtlichen Wanderwegen. Eisenach und Bad Salzungen liegen knapp 30 Kilometer entfernt.

Neben schönen Pensionen und diversen Caravan-Stellplätzen steht ein Campingplatz am Altenberger See im Ortsteil Wilhelmstal für Übernachtungen zur Verfügung. Aufgrund seiner Lage ist Gerstungen ein beliebter Ausgangspunkt für Wanderer, Radfahrer und Naturfreunde.

Die Storchenfigur die den Brunnen ziert geht zurück auf das Storchennest auf dem Gerstunger Schlossgebäude
Die Burgruine Brandenburg liegt nahe der Ortschaft Lauchröden

Geschichte und Anfahrt

In einer Urkunde aus dem 12. Jahrhundert wird Gerstungen als Schenkung des fränkischen Königs Karlmann an das Kloster Fulda zur Gründung im Jahr 744 erstmals erwähnt. Während der Sachsenkriege weilte König Heinrich IV. mehrmals in Gerstungen, hier wurde auch im Jahre 1074 der Frieden von Gerstungen zwischen dem König und den sächsischen Fürsten beschlossen.

Wahrscheinlich in den Jahren 1200 bis 1250 wurde am Ufer der Werra eine Wasserburg zur Kontrolle der Werrafurt gebaut, die Furt war ein Flussübergang für den wichtigen mittelalterlichen Handelsweg „Kurze Hessen“ der von Frankfurt am Main über Eisenach nach Leipzig führte.

Im Jahre 1174 wird die Burg von Gerstungen ein erstes Mal erwähnt. Ab 1402 wurde das Amt Gerstungen vom Bistum Fulda an das Herzogtum Sachsen-Eisenach verpfändet, später erwarb die hessische Adelsfamilie von Boyneburg alle Besitzungen. Als 1741 Gerstungen in den Besitz von Herzog Ernst August I. von Sachsen-Weimar-Eisenach ging, lies dieser zusammen mit seinem Sohn Ernst August II. auf den Grundmauern der inzwischen verfallenen Burg das Schloss Gerstungen erbauen. Das Schloss wurde später Sitz des Amtes Gerstungen.

Ende des 2. Weltkrieges war Gerstungen Schauplatz von Luftgefechten, bei denen mehrere Flugzeuge abstürzten. Nach Ende des 2. Weltkrieges wurde Thüringen Sowjetische Besatzungszone. Ab 1961 lag Gerstungen im 5-Kilometer-Sperrbezirk an der Zonengrenze und verfügte über den drittgrößten Grenzbahnhof.

Gerstungen liegt verkehrsgünstig an der Bundesautobahn 4 mit einer Anschlussstelle mit gleichem Namen. Die Bundesstraße 84 führt durch den Ortsteil Marksuhl, die Bundesstraße 19 durch Wilhelmsthal. Beide Bundesstraßen führen nach Eisenach.

Buslinien verbinden Gerstungen mit seinen Ortsteilen und benachbarte Gemeinden wie Bad Salzungen und Eisenach. Gerstungen und Marksuhl sind an das Eisenbahnnetz angeschlossen, in Eisenach halten ICE-Züge. Der Flughafen Erfurt/Weimar ist etwa 90 Kilometer entfernt.

Die evangelische Kirche St. Hubertus in Marksuhl bildet zusammen mir dem Schloss das Wahrzeichen von Marksuhl
Der Gerstunger Markt

Gerstunger Markt mit Storchenbrunnen und Schloss Gerstungen

Auf dem Gerstunger Markt steht der Storchenbrunnen, der vom Kunstprofessor Ludwig Nick aus Weimar gestaltet und 1936 eingeweiht wurde. Die Storchenfigur die den Brunnen ziert geht zurück auf das Storchennest auf dem Gerstunger Schlossgebäude, das sich seit über 300 Jahren dort befindet und immer noch bewohnt ist.

Der Brunnen besteht aus einem achteckigen Becken, im Inneren befindet sich eine sich verjüngende Säule mit dem aufgesetzten Storch aus Bronzeguss. Vier Wasserläufe versorgen den Brunnen mit Wasser. Der Storch ist das Wappenzeichen der Gemeinde. 

Auf den Grundmauern einer alten Wasserburg, die zum Schutz der Werrafurt erbaut wurde, entstand im 17./18. Jahrhundert das Schloss Gerstungen. Der Fachwerkbau im Obergeschoss stammt vermutlich aus dem Jahre 1796. Früher war das Schloss Sitz des Amtes Gerstungen, heute befindet sich im Schloss das Werratalmuseum.

Das Museum entstand 1932 durch den Lehrer Arno Volland der für seine Schüler Anschauungsmaterial sammelte, er erforschte die Ur- und Frühgeschichte und sammelte bäuerliche Alltagsgegenstände. Auf zwei Etagen veranschaulicht eine Dauerausstellung regionale geschichtliche Themen und zeigt das Alltagsleben der früheren Bewohner. Das Museum ist von Mai bis Ende Oktober jeweils dienstags bis sonntags von 14.00 – 17.00 Uhr geöffnet.

Auf dem Gerstunger Markt steht der Storchenbrunnen
Schloss Gerstungen

Katharinenkirche und Schloss Marksuhl

Unweit des Schlosses steht die Katharinenkirche, ein massiver Rundbau in Turmform der an einen mittelalterlichen Burgturm erinnert. Der Turm gehörte zu einer Burganlage und diente als Wegwarte und gleichzeitig als Kapelle für die reisenden Kaufleute und Einwohner. Im Chor sind Bauteile aus dem 15. Jahrhundert erhalten geblieben, das Kirchenschiff wurde nach einem Brand im Jahre 1588 neugebaut.

Die Malereien in den Emporen entstanden im 19. Jahrhundert nach der „Bibel in Bildern“ von Julias Schnorr von Carolsfeld. Die steinerne Kanzel wurde im Stile der Renaissance errichtet, sie trägt Reliefs der Evangelisten und der Dreifaltigkeit. Ursprünglich hingen zwei Glocken die 1434 und 1700 gegossen wurden im Turm. Sie vielen Kriegszwecken im 1. Weltkrieg zum Opfer, sie wurden in den 1920er Jahren durch neue ersetzt.

Im Ortsteil Marksuhl befindet sich das Schloss Marksuhl, ein Jagd- und Wohnschloss, das im Baustil der Renaissance errichtet wurde. Die Grundsteinlegung im Jahre 1587 veranlasste der regierende Herzog Johann Casimir, sein Bruder Johann Ernst lies das Schloss 1591 zu einem stattlichen Renaissancegebäude erweitern. Zusammen mit der benachbarten Kirche St. Hubertus bildet das Schloss das Wahrzeichen der Gemeinde Marksuhl.

Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) wurden Marksuhl und das Schloss mehrfach überfallen und ausgeplündert, nach Ende des Krieges war das Schloss unbewohnbar. 1672 machte Johann Georg I. das Schloss zu seiner Residenz, es wurde 14 Jahre später aber wieder aufgegeben. Im Jahre 1712 wurde das baufällige obere Stockwerk des Westflügels abgetragen, das Material wurde für den Bau eines neuen Flügels verwendet. 1723 wurde dieser in L-Form an den Nordflügel angebaut. Auch der Ostflügel entstand in dieser Zeit, der Schlossgarten wurde erweitert und eine Orangerie errichtet.

1739 wurde der Fachwerkturm erneuert. 1741 verstarb Herzog Wilhelm Heinrich von Sachsen-Eisenach in seinem Jagdschloss, daraufhin ging das Schloss in den Besitz von Herzog Ernst August von Sachsen-Weimar-Eisenach. Dieser nutzte das Schloss ebenfalls während seiner ausgiebigen Jagden als Unterkunft. Auch im 19. Jahrhundert diente das Schloss den Herzögen zum Aufenthalt bei Jagden im Revier rund um Marksuhl. Die Schlossanlage besteht heute aus dem dreiflügeligen Gebäudekomplex, dem Süd-, West-, und Nordflügel.

Die Katharinenkirche ist ein massiver Rundbau in Turmform
Der Turm der Katharinenkirche gehörte zu einer Burganlage

Burgruine Brandenburg und Freizeitangebote

 

Schon von weitem ist die Burgruine Brandenburg nahe der Ortschaft Lauchröden zu sehen. Sie war die größte Doppelburganlage, vom Geschlecht der Burggrafen der Wartburg errichtet und 1173 erstmals erwähnt. Das Burggelände ist frei zugänglich, in der Kemenate befindet sich ein kleines Burgmuseum, von einer Aussichtsplattform haben Besucher einen schönen Blick auf das Umland.

In der Kemenate und auf dem Freigelände finden jährlich Konzerte und andere Veranstaltungen statt, Höhepunkt ist das Brandenburgfest das alle zwei Jahre stattfindet. Das Burgmuseum ist von April bis September jeweils sonntags von 11.00 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet.

Durch das Stadtgebiet schlängelt sich die Werra auf ihrem Weg zur Mündung in Hann. Münden, hier ist sie auch teilweise die Grenze zwischen Thüringen und Hessen. Bootsanlegestellen bieten die Möglichkeit an Bootstouren oder Floßfahrten teilzunehmen. Flößereibetriebe bieten auf ihren Touren auch eine Versorgung mit Speisen und Getränken an.

Wandern können Sie auf verschiedenen Wanderwegen wie dem Sallmannshäuser Rennsteig oder rund um die Ruine Brandenburg. Der Einstieg in den Rennsteig in Hörschel bei Eisenach ist auch nicht weit entfernt.

Radfahrer freuen sich auf den familienfreundlichen Werra-Suhltal-Radweg, der über 33 Kilometer von der Kurstadt Bad Salzungen bis nach Gerstungen führt. Der rund 300 Kilometer lange Werratal-Radweg führt unter anderem auch durch Gerstungen.

Wohnmobilstellplätze stehen am Rathaus sowie „Am Schulplatz“ in Gerstungen sowie im Ortsteil Lauchröden zur Verfügung. Ein Campingplatz befindet sich am Altenberger See, ein etwa 10 Hektar großer Natursee der ganzjährig geöffnet ist. Für Wohnwagen und Wohnmobile werden 50 touristische Stellplätze angeboten, für Zelte stehen 30 Plätze zur Verfügung.

Für Familien mit Kindern lohnt sich ein Besuch im Kiwelino Kinder In- & OutdoorSpielePark im Gerstunger Ortsteil Oberellen. Auf fast 3000 Quadratmetern finden Kinder alles zum Klettern, Krabbeln, Hüpfen, Springen, Rutschen, Turnen, Balancieren.

An heißen Sommertagen bietet das Gerstunger Freibad eine willkommene Abkühlung. Das Schwimmbad verfügt über ein großes Schwimmerbecken (50 x 25 Meter) mit einer Sprungturmanlage sowie ein Nichtschwimmerbecken (25 x 25 Meter). Die ganz Kleinen planschen mit ihren Eltern Im Babybecken.

Im Ortsteil Marksuhl befindet sich das Schloss Marksuhl
Die Burgruine Brandenburg war die größte Doppelburganlage