Wernigerode - "Bunte Stadt am Harz"
Am Nordhang des Harzes liegt die bezaubernde Stadt Wernigerode mit ihrem historischen Stadtkern und dem Schloss, das über der Stadt thront. Der deutsche Schriftsteller Hermann Löns bezeichnete Wernigerode als „Bunte Stadt am Harz“.
Neben dem Schloss gehört das Rathaus, das schiefe Haus, das kleinste und das älteste Haus neben den vielen Fachwerkhäusern zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt am Harz. Von der im 13. Jahrhundert errichteten Stadtmauer, die die ganze Stadt umschloss, sind noch verschiedene Türme und Mauerreste erhalten geblieben.
Erholung finden Einwohner aber auch Besucher im Bürgerpark, der anlässlich der Landesgartenschau im Jahre 2006 entstand. Beliebt ist der Miniaturenpark der mehr als 60 Harzer Sehenswürdigkeiten in einer faszinierenden Miniatur-Landschaft zeigt. Viel Spaß für Familien bietet auch der Hasseröder Ferienpark mit seinem Erlebnisbad und der Wellness- und Saunalandschaft wo sich alle wunderbar entspannen oder austoben können. Des Weiteren bietet der Ferienpark ein Bowling- und Kegelzentrum und eine Indoorspielwelt.
Auf Kulturinteressierte wartet eine Vielzahl von Museen, darunter das Schloss, das Luftfahrtmuseum, das Harzmuseum und weitere. Wernigerode ist auch Ausgangpunkt für Fahrten mit der Harzbahn die seit über 125 Jahren durch den sagenumwobenen Harzer Wald fährt.
Ein besonderer Höhepunkt ist eine Fahrt auf den Brocken, den höchsten Berg Norddeutschlands, ein großartiges, wenn auch nicht ganz billiges Vergnügen.
Weitere sehenswerte Städte wie Bad Harzburg, Goslar oder Quedlinburg sind von Wernigerode aus schnell erreicht.
Geschichte der Stadt
Die Geschichte Wernigerodes begann um das Jahr 900 als Benediktiner den Wald am „Klint“, der sich in unmittelbarer Nähe des heutigen Marktplatzes befindet, rodeten. Durch die günstige Lage an zwei Handelsrouten durch den Harz, von Goslar nach Quedlinburg und von Braunschweig nach Erfurt, siedelten sich hier erste Handwerker und Kaufleute an.
Erstmals wurde Wernigerode im Jahr 1121 erwähnt, als sich der Graf Adelbertus comes de Wernigerode die Stadt zur Residenz wählte. Der Graf ließ auf dem Agnesberg eine Burg errichten, an deren Stelle das heutige Schloss steht. Durch Handel, Gewerbe, Ackerbau und Forstwirtschaft entwickelte sich Wernigerode, das am 17. April 1229 seine Stadtrechte erhielt.
Nach dem Aussterben der Grafen von Wernigerode wurde die Stadt Sitz der Grafen zu Stolberg die über Jahrhunderte die Oberherrschaft ausübten. Unter Fürst Otto zu Stolberg-Wernigerode, dem Vizekanzler Bismarcks, erreichte Wernigerode seinen historischen Glanzpunkt. Auf dem Schloss wurden entscheidende Passagen der ersten Sozialgesetzgebung Deutschlands entwickelt.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erhielt die Stadt im Jahre 1872 Anschluss an die Eisenbahn, nachfolgend führte der beginnende Tourismus als auch die industrielle Entwicklung zu einem Aufschwung der Stadt.
Während des 2. Weltkrieges griffen B-17-Bomber der Amerikaner am 22. Februar 1944 die Stadt an, dabei kamen über 200 Menschen ums Leben und viele Gebäude der Stadt wurden zerstört.
Anreise und Stadtführungen
Wernigerode ist aus allen Himmelsrichtungen gut erreichbar. An der Stadt vorbei führt die Autobahn A36 die aus Richtung Braunschweig kommend nach Osten zum Kreuz Bernburg in der Nähe von Aschersleben führt. Alternativ können Besucher die Autobahn A7 nutzen, dann geht es von der Abfahrt Rhüden über die B82 und die B6 zur A36. Aus Richtung Süden kommen geht es über die A7 und A 38 bis zur Anschlussstelle Nordhausen, weiter über die Bundesstraßen 4 und 81 zur Autobahn A36.
Wernigerode kann auch bequem mit der Deutschen Bundesbahn oder den Zügen der Abellio GmbH erreicht werden. Die Stadt liegt an der Strecke Hannover-Hildesheim-Goslar-Wernigerode-Halberstadt-Aschersleben-Halle (Saale)-Leipzig.
Flugreisende nutzen die Flughäfen Hannover oder Leipzig/Halle welche ca. 130 Kilometer entfernt liegen.
Die Tourist-Information der Stadt bietet eine Reihe von Stadtführungen an. Das Angebot richtet sich an Einzel- wie auch an Gruppenreisende die Rundgänge durch die historische Altstadt unter sachkundiger Führung buchen können.
Täglich um 10.30 Uhr findet ein Öffentlicher Stadtrundgang (1000 Schritte rund ums Rathaus) statt. Treffpunkt ist die Tourist-Information am Marktplatz. Da die Plätze begrenzt sind empfiehlt sich eine rechtzeitige Reservierung.
Jeden Freitag um 17.00 Uhr führt eine „Abendrunde zur späteren Stunde“ durch die Altstadt vorbei an Rathaus, Oberpfarrkirchhof, Schiefes Haus und durch die kleinen Gassen „drumherum“.
Jeden Sonnabend um 14.00 Uhr (bis April alle 2 Wochen) finden Erlebnisführungen auf den „Spuren von Hexen & Teufeln“ statt, Teilnehmer erfahren mehr über den Harzer Brauchtum oder Wissenswertes über „Dichter & Denker“ in Wernigerode.
Für Familien mit Kindern oder für Klassenfahrten eignet sich die Stadtrally. Dabei wird die Altstadt anhand eines Fragebogens kennengelernt oder seltsame Dinge wie ein „Kunstschlecker“ oder die sagenumwobene „Elwetritsche“ entdeckt. Das Heft sowie das im Onlineshop angebotene Stadtrallyepaket kann auch bei der Tourist-Information Wernigerode erworben werden.
Dies ist ein kleiner Auszug, viele weitere Angebote erhalten oder erfragen Sie in der Tourist-Information der Stadt.
Schloss Wernigerode
Eindrucksvoll erhebt sich das Schloss auf der Bergkuppe des Agnesberges hoch über der Stadt. Ursprünglich war das Schloss eine mittelalterliche Burg, die den Weg der deutschen Kaiser des Mittelalters auf ihren Jagdausflügen in den Harz sichern sollte.
Im 12. Jahrhundert erbaut wurde die Burg Ende des 15. Jahrhunderts im Stil der Spätgotik stark erweitert und im Laufe des 16. Jahrhunderts zu einer Renaissancefestung umgebaut. Da die Burg im 30jährigen Krieg schwer verwüstet wurde, begann Graf Ernst zu Stolberg-Wernigerode im späten 17. Jahrhundert mit dem barocken Umbau der Burgreste zu einem romantischen Residenzschloss in Form einer Rundburg.
Unter Graf Otto zu Stolberg-Wernigerode, dem ersten Oberpräsidenten der preußischen Provinz Hannover und Stellvertreter Bismarcks als Vizekanzler des Deutschen Reiches wurde von 1862 bis 1885 die Burg ein weiteres Mal umgebaut. Zum Schloss gehören drei Garten- und Parkanlagen, der Lustgarten, der Tiergarten und die Terrassengärten.
Tauchen Sie ein in die Wohnkultur des deutschen Hochadels in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und nehmen Sie Teil an einem Rundgang durch fast 50 Räume. Erfahren Sie wie die fürstliche Familie privat lebte, wie hochgestellten Gäste repräsentativ empfangen wurden und welche Verdienste sich Otto zu Stolberg-Wernigerode erworben hat. Das Schloss ist täglich bis 3. November von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
Das Schloss ist zu Fuß in 20 Minuten erreichbar, allerdings ist der Weg etwas steil, gemütlicher geht es mit der Schlossbahn. Allein schon der schöne Blick auf die Stadt und den Harz rechtfertig einen Besuch des Schlosses.
Rathaus und Schiefes Haus
Am Marktplatz steht das Rathaus der Stadt das zu den schönsten in Europa gehört. Das markante Gebäude wurde im Jahr 1277 als „Gimnasio vel theatro“ (Spiel- und Gerichtshaus) erstmals erwähnt. 1492 erhielt das „Spielhaus“ einen großen Festsaal, der über eine Freitreppe an der Westseite betreten werden konnte.
Während des Stadtbrandes im Jahre 1528 wurde das alte Rathaus zerstört. Die Stadt erwarb deshalb das an der heutigen Westseite des Rathauses befindliche Haus der Ackerbürgerfamilie Schierstedt und baute es von 1539 bis 1544 zusammen mit dem Spielhaus zum heutigen Rathaus aus.
In der Mitte des Platzes befindet sich der Wohltäterbrunnen, ein kunstvoll verzierter neugotischer Brunnen, der 1848 zu Ehren der Wohltäter der Stadt errichtet wurde. Rund um den Marktplatz befinden sich Lokale, die in der warmen Jahreszeit Außengastronomie anbieten. Hier können Besucher der Stadt bei einer Mahlzeit oder einem Getränk die schöne Atmosphäre des Marktplatzes genießen.
Direkt hinter dem Rathaus steht das Schiefe Haus, es wurde um 1680 als Walkmühle der Tuchmacher an der Stelle einer alten Mühle erbaut. Das Wasserrad wurde durch einen Mühlgraben aus dem Zillierbach gespeist. Mitte des 19. Jahrhunderts diente das Schiefe Haus als Mehl-Mühle, etwa 1890 erfolgte ein Ausbau zum Wohnhaus.
Viele Jahre nutzte die Stadtverwaltung das Haus, bevor es zum Museum ausgebaut wurde. Das „Museum Schiefes Haus“ zeigt zahlreiche Ausstellungen zur Fotografie und bietet interessante Einblicke in die Stadtgeschichte.
Rechts neben dem Schiefen Haus befindet sich die Blumenuhr aus Stiefmütterchen und Hornveilchen. Die Blumenuhr wurde in den 1970er Jahren von dem Ilsenburger Turmuhrmacher Paul Lis konstruiert, die Uhr ist mit der Rathausuhr über eine Funksteuerung synchronisiert. Wenn im Rathaus die Uhr schlägt, bewegen sich auch die Zeiger der Blumenuhr.
St. Sylvestrikirche und St.-Johannis-Kirche
Auf dem Klint, dem ältesten Teil der Stadt, steht die St. Sylvestrikirche. Einer Legende nach bauten Benediktiner des Klosters Corvey im 9. Jahrhundert eine Kapelle die der Mittelpunkt der Siedlung Wernigerode war. Fundamentreste befinden sich noch unter dem Gemeindehaus gegenüber der Kirche.
Im 10. Jahrhundert erfolgte der Umbau zu einer dreischiffigen, kreuzförmigen romanischen Basilika deren Pfeiler heute noch stehen. 1265 wurde das Gebäude zu einer frühgotischen Basilika umgebaut, ihr heutiges Aussehen im neogotischen Stil erhielt die St. Sylvestrikirche während einer Umbauphase in den Jahren 1880 bis 1886.
Anlässlich des Kirchenumbaus wurde auch ein neuer Turm errichtet. Ursprünglich besaß die Kirche fünf Glocken, drei davon wurden in den Weltkriegen für Rüstungszwecke eingeschmolzen. Die erste verbliebene Glocke vom 27. Juni 1297 wiegt etwa 1750 kg, die andere stammt aus dem Jahr 1500 und hat ein Gewicht von etwa 1000 kg. Die dritte Glocke wurde nach 2000 gegossen und läutet mittags 12 Uhr und abends um 18 Uhr.
Hinter der Kirche am Oberpfarrkirchhof stehen viele sehenswerte Häuser, darunter das Gadenstedtsche Haus das heute noch als Gemeindehaus genutzt wird. Der Oberpfarrkirchhof ist einer der ältesten Siedlungsplätze der Stadt, hier befanden sich früher der adelige Fronhof und die Ritterhöfe.
Am nordwestlichen Rand der Neustadt steht die St.-Johannis-Kirche, mit ihrer romanischen Grundsubstanz ist sie die älteste erhaltene Kirche der Stadt. Ihre Fertigstellung erfolgte im Jahr 1279.
Das romanische Langhaus der Kirche wurde im 15. Jahrhundert zur dreischiffigen Hallenkirche umgebaut. Im 19. Jahrhundert wurde die Kirche umfassend restauriert.
Zur besonderen Ausstattung der Kirche gehört ein reich verzierter und golden schimmernder fünfteiliger Wandelaltar der 1415 gefertigt wurde. Die Kanzel stammt aus der Zeit um 1600/15, ein achteckiger Taufstein am Eingang des Chores stammt aus dem Jahr 1569.
Kleinstes Haus und Stadtmauer
Das „Kleinste Haus der Stadt“ steht in der Kochstraße 43, es ist ein sozialgeschichtliches Kulturdenkmal. Das Haus wurde in der Nähe der ehemaligen Stadtmauer in einem Handwerkerviertel errichtet.
Das 2,95 Meter breite Haus wurde zwischen zwei andere Häuser gezwängt, die Höhe beträgt 4,20 Meter und die Eingangstür nur 1,70 Meter. In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts wohnte hier ein Oberschaffner mit Frau und sieben Kindern.
Heute ist das Haus ein kleines Museum, das die damaligen Wohnverhältnisse zeigt. Gegen eine geringe Gebühr kann das Museum von Mai bis Oktober an den Wochentagen Mittwoch bis Sonntag von 10.00 bis 15.00 Uhr besichtigt werden.
Von der ehemaligen Stadtmauer, die im 13. Jahrhundert zum Schutz der mittelalterlichen Stadt errichtet wurde, sind Türme und Mauerreste erhalten geblieben. Neben vier Stadttürmen verfügte die Stadtmauer im Mittelalter über 30 Türme. Als die Festungsanlage nicht mehr benötigt wurde verfiel sie allmählich und wurde nach und nach abgetragen.
Relikte der Stadtmauer befinden sich im Südosten des historischen Stadtkerns sowie im Westen in Form des Westerntorturmes. Dieses Stadttor wurde um 1250 erbaut und ist 41 Meter hoch und steht etwa 150 Meter westlich des Marktplatzes.
Lustgarten
Am Fuße des Schlossberges befindet sich der Lustgarten, der von einem Renaissance-Garten aus dem 16. Jahrhundert durch Graf Christian Ernst zu Stolberg-Wernigerode im 18. Jahrhundert in eine barocke Gartenanlage umgewandelt wurde.
Wenn Sie das Schloss besuchen, so machen Sie doch auf dem Rückweg einen Abstecher in diesen am Wegesrand liegenden schönen Garten. Der Lustgarten mit seinen vielen alten Bäumen ist ein beliebter Erholungsort für die Wernigeröder Bevölkerung. Ein Spielplatz lädt Familien mit Kindern ein.
Am Rande des Gartens steht die ehemalige Orangerie, ein Gebäude das 1728 errichtet wurde, um Gewächse aus dem Lustgarten im Winter unterbringen zu können. Heute ist das Gebäude Standort des Landesarchivs Sachsen-Anhalt.
Wandern
Wer gerne wandert ist natürlich auch in Wernigerode gut aufgehoben. Die Gegend rund um die Stadt bietet einige interessante Wege mit unterschiedlichen Anforderungen. Alle Touren haben das Stadtgebiet als Ausgangspunkt und bieten Einkehrmöglichkeiten. Eine Wanderkarte ist in der Tourist-Information erhältlich. Überregional führen einige schöne Wanderwege durch den Harz.
Der Harzer-Hexen-Stieg durchquert den Harz von Ost nach West und führt von Thale auf 97 Kilometer Länge bis auf den Brocken. Über Torfhaus, vorbei an Altenau und Clausthal-Zellerfeld geht der Wanderweg weiter bis nach Osterode.
Der 24 Kilometer lange thematische Wanderweg „Teufelsstieg“ startet in Elend und führt über Schierke, den Brocken und der Eckertalsperre bis nach Bad Harzburg.
Auf dem Harzer Grenzweg geht es entlang des ehemaligen Grenzstreifens an der innerdeutschen Grenze auf fast 100 Kilometer durch den Harz von Rhoden bei Osterwieck bis zum Grenzlandmuseum Tettenborn bei Bad Sachsa.
Der Harzer Klosterwanderweg verbindet die Welterbestätten Goslar und Quedlinburg und führt vorbei an den Klöstern des Nordharzes. Der Weg bietet auf der einen Seite den Blick auf die Berge des Harzes und auf der anderen Seite weite Blicke ins Harzvorland.
Der Brocken
Wer kennt ihn nicht, den Brocken, den mit 1141 Meter höchsten Berg Norddeutschlands. Bei gutem Wetter ist der Berg auch in einer Entfernung von 100 Kilometer noch zu sehen.
Auf dem sagenumwobenen Gipfel sollen angeblich Hexen, der Teufel und Gespenster ihr Unwesen treiben, im Volksmund wird er auch Blocksberg genannt. Er ist ein beliebtes Wanderziel, schon Goethe bestieg ihn vier Mal.
Auf dem Brocken herrschen extreme Klimabedingungen, die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt nur 2,9 Grad, an mehr als 300 Tagen im Jahr steckt der Gipfel zumindest zeitweise im Nebel.
Mehrere Wanderwege führen auf den Berg, darunter der Heinrich-Heine-Weg und der Goethe-Weg. Wer es etwas gemütlicher mag, nimmt die Brockenbahn, die vom Wernigeroder Bahnhof auf den Brocken fährt.