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Preikestolen - Die Wanderung

Der Preikestolen ist eine Felsenkanzel, die sich hoch über dem Lysefjord erhebt. An der Front des Plateaus zum Fjord fällt er unglaubliche 604 Meter fast lotrecht ab. Wer bis an die völlig ungesicherte Kante gehen möchte, sollte völlig schwindelfrei sein. Die allermeisten Leute bleiben ein wenig zurück oder kriechen auf dem Bauch an den Abgrund.

Manche setzen sich auch und lassen die Beine baumeln, als ob sie auf einem Steg am Badesee relaxen. Angesichts von hunderttausenden Besuchern im Jahr ist es fast unglaublich, dass hier noch nichts passiert ist. Allerdings müssen immer wieder Wanderer verletzt oder erschöpft auf dem Weg zum Preikestolen aufgelesen werden. Eine genaue Beschreibung des anspruchsvollen Weges finden Sie auf den Folgeseiten.

Menschen auf dem Felsen Preikestolen
Der Lysefjord in Norwegen

Auf dem Preikestolen - Ein Traum wird wahr

Die Atmosphäre oben ist wunderbar. Emotionen finden freien Lauf und stoßen auf anerkennenden Respekt. Viele Menschen erfüllten sich mit dieser Reise einen langehegten Traum und sind zurecht stolz, es bis hierher geschafft zu haben. 

Hinzu kommt ein unbeschreiblich schöner Blick auf den Lysefjord. Der Lysefjord ist der südlichste der Fjorde, die gemeinhin zur Region Fjordnorwegen gezählt werden. Wer Stavanger besucht, sollte den Lysefjord nicht verpassen. Bei vielen Reedereien wird der Fjord oder auch der Preikestolen im Ausflugsprogramm angeboten.

Alle individuell Reisenden planen den Preikestolen, zumindest aber den Lysefjord, sowieso fest ein. Vom Parkplatz braucht man etwa zwei Stunden hinauf, einige steile Rampen sind zu bewältigen.

Der Wanderweg hinauf

Die Anfahrt über den Fv 523 ist besonders von Süden aus landschaftlich sehr schön. Die Brücke über den Lysefjord, die Lysejordbrua bildet hier den Höhepunkt. Dieser Abstecher ist auch Anreisenden aus dem Norden, trotz gut 20 Kilometer Anfahrt zusätzlich, unbedingt zu empfehlen. Der Ausblick von dieser Brücke kann durchaus als einer der Höhepunkte Südnorwegens bezeichnet werden.

Wie auch immer, um den Preikestolen zu erreichen, führt östlich vom Botnefjorden der Preikestolvegen ins Gebirge. Nach gut 5 Kilometern stehen zwei gebührenpflichtige Parkplätze am Wanderweg zum Preikestolen zur Auswahl. Wir haben uns für das „Lower Parking“ entschieden, also den etwas weiter entfernten Parkplatz. Hier gibt es Übernachtungsmöglichkeiten und ein Café. Wer möchte, parkt auch gern unten am Fjord, dann verlängert sich die Wanderung aber deutlich.

Himmel über dem Preikestolvegen
Upper  Parking am Preikestolen

Das Ziel ist der aber der Preikestolen. Nach kurzem Schock über die Parkgebühren (250 NOK), geht es los. Der Rucksack ist gepackt. Mit Proviant, Fotoausrüstung und viel Unternehmungsgeist geht es auf die Wanderung. Und der erste Anstieg hat es gleich in sich. Über eine Spitzkehre geht es hinauf zu einem kleinen Fels-Plateau.

Schranken am Parkplatz
Profil des Wanderweges

Die Karte oben zeigt es. die erste Rampe gehört zu den größten Herausforderungen. Sie ist auch ein guter Test für Menschen, die sich unsicher sind, ob der Aufstieg zur Felsenkanzel gewagt werden sollte oder nicht. Wer hier gut hochkommt, schafft auch den Rest des Weges.

Wegweiser Preikestolen
Die ersten Meter des Wanderweges
Der Wanderweg wird felsiger
Blick hoch vom Weg auf den Parkplatz

Das nun erreichte Felsplateau ist eine der unzähligen Naturschönheiten Norwegens. Von Bäumen umrandet lässt sich hier wunderbar ausruhen, die Aussicht ist einfach traumhaft. Bei einem Wetter wie bei unserem Aufstieg steigt die Stimmung noch mehr – und die Freude auf den weiteren Weg.

Felsplateau nach dem ersten Anstieg
Wanderweg nach dem Felsplateau

Von diesem schönen Platz aus geht es ein paar hundert Meter ganz gemütlich durch ein kleines Waldstück. Von Aufstieg keine Spur, ein wahrer Spaziergang. Bei feuchtem Wetter ist es wahrscheinlich nicht ganz so spassig, auch wenn der Pfad ein wenig befestigt ist. 

Leicht bergauf am Wanderweg
Wegweiser mit Entfernungsangabe -noch 3500 Meter

Der nächste, etwas leichtere Abschnitt schließt sich an. Immr wieder finden sich am Wegesrand kleine Wegweiser. Die zeigen die Richtung zur Felskanzel und zum Parkplatz, gleich inklusive Entfernungsangaben. Die Pfosten stehen in relativ kurzen Abständen und bilden eine echte Motivation. Die folgenden Bilder zeigen Impressionen direkt auf dem Weg und schöne Fernblicke bis zu den Fjorden.

Kleiner Bergsee auf dem Preikestolen-Wanderweg
Wunderschöner Weg durch Südnorwegen
Blick vom Wanderweg zum Fjord
Abzweig zum Moslifjell

Das Foto mit dem Fjord zoomten wir heran, er liegt viel weiter entfernt als es auf dem Bild den Anschein macht. Aber auch mit bloßem Auge ist er gut zu erkennen. Immer wieder schweift der Blick in die weite Landschaft, diese Wanderung ist ein tolles Erlebnis.

Wem der Trip zum Preikestolen nicht genügt, kann an diesem Wegweiser im Anschluss oder einem anderen Tag auf den Moslifjell (718 Meter) steigen. Auch von dort soll die Aussicht fantastisch sein, erzählen ein paar Wanderer, wir glauben es ihnen sehr gern. Unser Ziel steht aber für heute fest.

Holzpfad durch morastiges Gelände
Holzpfad nähert sich dem Felsmassiv
Wanderkarte vor dem steilsten Teil
Junge Leute sprechen mit den Arbeitern

Wir durchqueren ein morastiges Gebiet, es wird wieder steil, aber der heftigste Ansteig steht noch bevor. Ein Schild weist kurz vorher darauf hin. Was da nicht steht ist, dass der Weg wegen Bauarbeiten derzeit nicht begehbar ist.

Nun ist die Rampe sehr steil und nur ein schmaler Trampelpfad führt durch den Wald. Ein Foto? Viel zu glatt und rutschig. Von hinten drängen die Leute, von vorn rutscht man uns entgegen. Ein paar junge Leute sprechen mit den Arbeitern, die nach eigenen Angaben aus der Himalaya-Region stammen. Freundliche Menschen, die viel lachen und sich über die Aufmerksamkeit sichtlich freuen.

Steile Naturtreppe
Ketten sichern den Aufstieg ab

Wir freuen uns darüber, auf dem matschigen Alternativweg nicht in das Tal zurückzurutschen. Bei regnerischem Wetter wäre dieses Unternehmen wohl ein Alptraum. So oder so, festes Schuhwerk ist ein Muss. Nach diesem unfreiwilligen Abenteuer führt der Trampelpfad zurück auf den eigentlichen Wanderweg. Es wird steil, am Ende des Anstiegs werden die Beine schwer, die Natursteintreppe fordert uns heraus.

Andere Leute kraxeln hier wie Bergziegen hinauf. Trainingsmangel macht sich bemerkbar. In kurzen Pausen durchschnaufen und dann weiter. Die insgesamt kurze Strecke und die Gewissheit, gleich das Schwierigste hinter sich zu haben, treibt vorwärts. Sichernde Ketten, das gibt es in Norwegen nur, wo der Weg dann auch für Einheimische schwierig wird.

Felsenlandschaft ersetzt Wanderweg
Phantastischer Blick Richtung Stavanger

Das große Finale - der letzte Wanderabschnitt

Die größte Herausforderung ist geschafft. Nun folgt der finale Aufstieg, das unvergessliche Erlebnis rückt immer näher. Steinige Rampen, weitere steile Treppen und ein erster, kleiner Blick auf dn Lysefjord. Dann öffnet sich die Landschaft in eine Hochebene, es geht auf einem Holzweg über Morast und Wasserlaachen. Dann wieder glattgeschliffene Steinplatten und ein kleiner Bergsee, der vielleicht im Sommer wieder verschwindet.

Immer wieder steile Treppen
Erster Blick auf den Lysefjord
Auf breitem Holzweg durch den Morast
Kleine Wasserstelle auf der Hochebene

Hier oben ist es schön. Die schroffe Felsenlandschaft wird vom zarten Frühlingsgrün der Birken entschärft, der blaue Himmel und die Mitte Mai schon wunderbar wärmende Sonne laden zu einer kleinen Pause ein. Ein bißchen was essen und trinken, die Leute beobachten und dann geht es weiter. Ein netter Mann erzählt von seiner Reisegruppe von einem Kreuzfahrtschiff. Er sei oft hier und immer wieder ist es etwas besonderes, auf der schönsten Seereise der Welt. Gemeint ist die Strecke der Hurtigrute an der norwegischen Küste entlang.

Durch eine Felsenlandschaft mit kleinen Birken
1300 Meter bis zum Preikestolen

Wir wollen weiter. Das Gelände steigt nun nur noch gemächlich an. Wir erreichen schon eine gewisse Höhe in dieser südnorwegischen Region. Da öffnet sich die Landschaft und der Blick schweift in die Ferne. Die Luft ist klar und sauber, die Sonne wärmt angenehm, auch hier oben. Es wandert sich phantastisch. Die Wege sind trocken und wo es nötig ist, auch gut gesichert.

Wanderung über das Felsmassiv
Entlang der Felswand
Noch 700 Meter bis zur Felsenkanzel
Wunderschöner Blick auf den Lysefjord

Abwechslungreich zeigt sich die Strecke zum Ziel. Auf einmal wieder eine enge Passage, steile Stufen, eine Felswand. Dann noch 700 Meter und ein unglaublicher Blick auf den Lysefjord. Von dieser Stelle aus sieht man das Ende des Fjordes und den Ort Lysrbotn. Freilich nur bei gutem Wetter, mit einem Fernglas oder gutem Foto-Zoom. Diesen Flecken Erde besuchen wir an einem anderen Tag, und überqueren dabei die schneebedeckten Berge hinten rechts im Bild.

Links geht es nun steil abwärts
Ketten sichern rutschigen Wegabschnitt

Links vom Weg geht es zunehmend steil bergab. Der Wanderweg ist hier gut gesichert, ohne diese Vorkehrungen hätten wir wenig Lust und noch weniger Mut, hier weiter zu laufen. Langsam wird auch klar, dass das Geld für den Parkplatz unten keine Abzocke ist. Die Sicherung und Pflege des Weges ist aufwendig und kostet eben auch was.  

Noch 200 Meter bis zum Preikestolen
Blick auf den Lysefjord als ständiger Begleiter
Felskante am Fjord erreicht
Steinadler am Himmel

Noch 200 Meter, die Felskante ist schon erreicht. Vor uns der Abgrund und der Fjord, rechts der letzte, kurze Anstieg zur Felsenkanzel. Ein Haufen Leute sind hier unterwegs. Ein Steinadler vervollständigt die Szene, erhaben gleitet er über den Köpfen der Menschen.

Am Abgrund zum Fjord
Menschen kommen von der Felskanzel
Am Abgrund ohne jede Sicherung
Wundervoller Blick auf den Preikestolen

Das es hier so ungesichert an einer Kante mit hunderten Metern bergab entlang geht, ist schon ein wenig kurios. Fast ein wenig beängstigend wirkt es, wenn die Menschen teils dicht an dicht Engstellen passieren. Um das ungute Gefühl noch zu verstärken, kreist eine Hobbydrohne dröhnend über den Wanderern.

Die Landschaft fängt uns wieder ein, wir wollen hinauf auf die Kanzel, aber in Ruhe und mit der gebotenen Vorsicht.

Die Leute freuen sich auf dem Preikestolen
Blick vom Preikestolen  Richtung Stavanger

Geschafft! Alles ist prima, die Stimmung, die Aussicht und das Wetter. Fast still ist es nun hier, alle sind ergriffen von diesem Ort und vor allem Pärchen genießen den Moment und vielleicht die Erfüllung eines Traumes. Mehr als nur eine Aussicht, diese majestätische Natur mit diesem wundervollen Fjord.

Am Ziel der Wanderung
Frau sitzt am Rand des Preikestolen

Fotografieren und realisieren: Man ist wirklich hier! 30 Minuten pausieren wir, ein kleiner Imbiss. Dann kommt die Frage auf, den Rückweg antreten, noch weiter nach oben klettern oder ein wenig die Umgebung erkunden. Die Aussicht von oben auf den Preikestolen ist verlockend, aber da kraxeln gerade so viele Leute herum. Also gehts fjordeinwärts in die Natur.

Die Stelle ist erreicht, wo der Wanderweg zum Parkplatz nach links führt. Hier nun geradeaus. Einen Weg gibt es nicht, aber riesige Felsbrocken Es ist schwierig, voran zu kommen. Vom Preikestolen sah die Landschaft doch rechts sanft aus, vor Ort wird es langsam aber sicher zum Kraftakt.

Blick von Süden auf den Preikestolen
Gewaltige Felsenlandschaft am Preikestolen

Klar ist auch, wir müssen auch zurückfinden, durch den Irrgarten der Felsformationen. Irgendwann sind wir wieder auf dem Wanderweg, es geht zurück zum Parkplatz und dann weiter ins Ferienhaus. Ein großartiger Tag vergeht. Aber am nächsten Morgen beginnt ein neuer Tag in Norwegen, auf den man sich einfach nur freuen kann.