Mit der Color Fantasy nach Oslo
Mit der erst geborenen der Schwesterschiffe Fantasy und Magic der Norwegischen Fährgesellschaft Color Line sollte es diesmal nach Norwegen gehen. Beide Schiffe unterscheiden sich nur unwesentlich voneinander mit Ausnahme der Autoladekapazität. Die Color Fantasy kann 200 Autos mehr mitnehmen. Beide Schiffe gehören zu den größten Fähren der Welt und nähern sich immer mehr dem Komfort von Kreuzfahrtschiffen an. Nicht zuletzt deshalb werden auch Kurzkreuzfahrten nach Oslo angeboten.
Schon der Anblick der Color Fantasy am Oslo-Kai in Kiel ist gewaltig. Viel größer als die „Princesse Ragnhild“ oder die „Kronprins Harald“, die wir bei früheren Reisen kennen gelernt haben. Die Abfahrt ist täglich um 14.00 Uhr egal ob in Kiel oder Oslo. Die Ankunft am nächsten Tag um 10.00 Uhr. Auf Grund der großen Entfernung nach Norwegen ist diese einzige Direktverbindung von Deutschland nach Norwegen besonders zu empfehlen, zumal man hier eine willkommene Übernachtungsmöglichkeit geboten bekommt, und trotzdem dem Ziel immer nähert.
Die Abfertigung funktioniert reibungslos. Die Schiffsunterlagen einschließlich Kabinenschlüssel, der dem moderner Hotelzimmer gleicht, erhält man am Einscheckschalter im Bereitstellungsareal direkt im Auto. Dadurch wird das Suchen von Rezeption und Zimmer mit damit verbundener Drängeleien auf dem Schiff vermieden. Das Verladen geht ebenso reibungslos vonstatten. Wenn ich da an die Princesse Ragnhild denke, wo man teilweise kreuz und quer durch den Schiffsrumpf dirigiert wurde.
Color Fantasy - die Reise beginnt
Auch die Kabinen sind viel komfortabler, zum Teil sogar mit Aussicht auf die im Schiff befindliche circa 100 m langen Promenade mit Restaurants und Geschäften.
Wir hatten Glück mit dem Wetter und so konnten wir trotz der vielen Angebote den größten Teil der Reise auf dem Deck zubringen. Es ist schon beeindruckend, wenn man so von oben auf Kiel und die anderen im Hafen stehenden Schiffe heruntersehen kann.
Beim Hinausfahren durch die Kieler Förde in die Kieler Bucht wurden wir neben vielen kleinen Booten und Segelschiffen auch von einem Hubschrauber der Bundeswehr begleitet. Immer wieder schön ist der Anblick des U-Boot-Denkmals und das beobachten der Badenden, die bis nahe der Fahrrinne ins Meer waten können.
Das Heck der Color Fantasy ist bei solchem Wetter mit Sonnenanbetern auf den vielen Liegestühlen gut gefüllt. Überall wird musiziert, getanzt und gefeiert. Traurig ist nur, dass kaum jemand der Gäste seinen Müll wegräumt. Das Personal bekommt das aber ohne Murren und mit erstaunlicher Geschwindigkeit alles wieder in den Griff.
Das Beobachten der vorbeiziehenden dänischen Inseln und die Unterquerung der Großen Belt Brücke, eine der längsten der Welt, lässt die Zeit viel zu schnell vergehen. Begleitet wurde das Schiff von einer Vielzahl von Seehunden. Besonders stimmungsvoll ist das Beobachten von entgegenkommenden Frachtschiffen vor der untergehenden Sonne.
Nachdem nun die Color Fantasy auf ihrer Reise vom deutschen Hafen in Kiel in Richtung der norwegischen Hauptstadt Oslo die Große Beltbrücke passierte, wird es nach schönen Stunden an Deck irgendwann Abend. Der Sonnenuntergang auf dem offenen Meer ist, gutes Wetter vorausgesetzt, wunderschön. Trotz seiner Größe bietet das Fährschiff im Außenbereich viele romantische Plätze, an denen sich das Naturschauspiel ungestört zu zweit genießen lässt.
Das Schiff bietet nahezu alles, die Überfahrt kurzweilig und abwechslungsreich zu gestalten. Neben guten Restaurants, besonders das Oceanic à la Carte im Heck mit seinem Ausblick auf das Meer und Bars, kann man auf der „Flaniermeile“ die wechselnd verschiedenfarbig beleuchtet wird zollfrei einkaufen und zum Beispiel eine Pizzeria besuchen. Für das Abendbrot wählten wird das wegen seiner Vielfalt an angebotenen Speisen das Grand Buffet.
Da viele bereits im Voraus reserviert haben, ist die freie Wahl des Essenszeitraumes eher eingeschränkt. Dafür schmeckte es köstlich. Mit Kids Corner, Aqualand und Teens Plaza ist für Jüngsten und Jungen gesorgt. Nachtschwärmer können den Night Club, das Casino oder die Show Lounge besuchen. Für Sportbegeisterte gibt es ein Fitness-Center und sogar einen Golf-Simulator.
Leider reicht die Zeit nicht, um alle Angebote nutzen zu können, denn der Morgen gehört dem Oslofjord. Es ist unbeschreiblich schön zu erleben, wie man auf dem 100 km langen immer enger werdenden Fjord dem Ziel der Reise, Oslo, näher zu kommen. Vorbei an vielen Schären und Inseln und der Festung Oscarsborg von der aus im 2. Weltkrieg das Flaggschiff der Deutschen Wehrmacht, der Kreuzer „Blücher“, mit Torpedos versenkt wurde.
Diese Stelle ist für mich von emotionaler Bedeutung, weil sich ein enges Familienmitglied mit einigen Wenigen aus dem brennenden Wrack auf eine der Inseln im Fjord retten konnte. Trotz Gefangenschaft lernte unser Vater und Großvater dieses Land lieben und weckte auch in uns das Verlangen, immer wieder das Land der Mitternachtssonne zu besuchen.
So dicht wie auf dem Foto kommt man der berühmten Holmenkollen Sprungschanze zwar nicht, sehen kann man sie aber doch von Bord der Fähre. Kurz vor Oslo wird es langsam voll auf dem Fjord, es läuft aber reibungslos und das Schiff legt pünktlich gegen 10:00 Uhr an. An Bord wird Früstück angeboten. Schwere Entscheidung, die Aussicht genießen oder gut am Morgen speisen.