Die Universitätsstadt Göttingen
Die Universitätsstadt Göttingen, die südlichste Stadt Niedersachsens, ist eine Stadt mit vielen reizvollen Gesichtern. Das Stadtbild ist geprägt durch die Gebäude der im Jahre 1737 durch den Kurfürsten Georg II. August von Hannover gegründete Georg-August-Universität, die schon bald die meistbesuchte Hochschule Europas war.
Berühmt waren die „Göttinger Sieben“, sieben Professoren, die im Jahre 1837 gegen den Bruch des hannoverschen Staatsgrundgesetzes durch König Ernst August protestierten. Neben der Universität sind insgesamt vier Institute der Max-Plank-Gesellschaft in Göttingen beheimatet. Aus der von Bildung und Forschung beeinflussten Stadt sind immerhin 44 Nobelpreisträger hervorgegangen oder haben dort gewirkt.
Göttingen liegt an den Ausläufern des Göttinger Waldes, einem bis zu 420 Meter hohen Mittelgebirgszug, durch das Stadtgebiet fließt der Fluss Leine auf seinem Weg von Leinefeld-Worbis im Eichsfeld bis nach Bothmer, einem Ortsteil von Schwarmstedt, wo die Leine in die Aller mündet.
Geschichte der Stadt
Funde belegen das Göttingen bereits in der frühen Jungsteinzeit besiedelt war. Die Stadt geht auf ein Dorf zurück, das im Jahre 953 unter dem Namen Gutingi erstmals urkundlich erwähnt wurde. Zwei Kilometer nordwestlich des Dorfes entstand eine Burg die 915 urkundlich erwähnt und später zur Pfalz ausgebaut wurde. Im 13. Jahrhundert wurde die Pfalz zur Burg der Herren von Grone umgebaut und zwischen 1323 und 1329 von den Bürgern der Stadt zerstört.
An einer Furt über die Leine westlich des Dorfes Gutingi entstand im Laufe der Zeit eine Siedlung, die den Ortsnamen „Gotingi“ führte, der später im Jahre 1230 als der Ort seine Stadtrechte erhielt und den Namen „Gotingen“ trug. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts wurde die Stadt durch Mauern auf Wällen geschützt, von dieser Stadtbefestigung ist nur der Mauerturm sowie ein Teil der Mauer erhalten geblieben.
Als Herzog Albrecht der Feiste 1286 die Herrschaft über Südniedersachsen erhielt machte er Göttingen zu seinem Herrschaftssitz und zog in eine Burg in der nördlichen Altstadt. Aus dieser ging die Neustadt hervor die im Jahre 1319 vom Rat der Stadt Göttingen für 300 Mark aufgekauft wurde.
Während der Amtszeit Otto I. konnte Göttingen seinen Status als autonome Stadt festigen, obwohl Göttingen heftig von ihm bedrängt wurde. Im April 1387 erreichten die Auseinandersetzungen zwischen der Stadt und Otto ihren Höhepunkt als die Göttinger die herzogliche Burg innerhalb der Stadtmauern zerstörte. In einer Schlacht zwischen Rosdorf und Grone siegte Göttingen gegen die fürstliche Streitmacht und Otto I. musste im August 1387 die Freiheit der Göttinger und deren Güter in der Umgebung anerkennen.
Da Göttingen an einer wichtigen Handelsstraße, die von Lübeck nach Frankfurt am Main führte, lag erreichte Göttingen überregionale Bedeutung. Viermal im Jahr kamen zum Jahrmarkt fremde Händler in großer Zahl nach Göttingen. 1351 trat die Stadt der Hanse bei, das Verhältnis zur Hanse blieb allerdings distanziert da Göttingen sich nicht in die Politik des Gesamtverbandes verwickeln lassen wollte. Zahlendes Mitglied wurde Göttingen erst 1426, und 1572 folgte der Austritt aus der Hanse.
Jahrhunderte lang wurden die Geschicke Göttingens von der Kaufgilde bestimmt, die auch die Ratsherren und Bürgermeister stellten. Wirtschaftlicher Niedergang, eine verfehlte Finanzpolitik und politische Auseinandersetzungen mit dem Herzog stürzten die Stadt in eine Finanzkrise. Als daraufhin der Rat neue Steuern erlies wurde das Rathaus 1514 gestürmt und der Rat aus der Verantwortung gejagt.
Nach der Besetzung der Stadt während des 30jährigen Krieges wurde Göttingen bis 1715 zur Festung ausgebaut was für negative Folgen im Siebenjährigen Krieg (1757 bis 1763) sorgte da die Stadt bei den Kriegsparteien als Stützpunkt begehrt war und die Einwohner jahrelange Besatzung erdulden mussten. Daraufhin lies die hannoversche Regierung nach Kriegsende die Befestigungen abtragen und auf dem Wall eine Promenade anlegen, die schon bald eine Attraktion war. Die Gründung der Georg-August-Universität geht auf das Jahr 1734 zurück, die feierliche Einweihung erfolgte im Jahr 1737.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gehörte Göttingen zum Königreich Westphalen und nach der Niederlage Napoleons wieder zu Hannover, das als Königreich neu erstand. Am 31. Juli 1854 wurde neben der Eröffnung der Eisenbahnstrecke von Alfeld nach Göttingen auch der Bahnhof in Göttingen mit einer großen Feier eingeweiht. Unter preußischer Herrschaft ab 1866 wurde die Stadt zu einer modernen Mittelstadt umgeformt und die Universität stieg zu einer weltweit geachteten Hochburg der Naturwissenschaften auf. Im 2. Weltkrieg blieb Göttingen weitgehend unzerstört, die wenigen Luftangriffe richteten keine großen Schäden an. Heute leben rund 118.000 Einwohner in der Stadt, darunter gut 30.000 Studenten.
Anreise nach Göttingen und Stadtführungen
Die Anreise nach Göttingen ist unproblematisch liegt die Stadt doch direkt an der Autobahn A7, über zwei Ausfahrten geht es in die Stadt. Außerdem führen die Bundesstraßen 3 und 27 durch die Stadt. Göttingen liegt an der Schnellfahrstrecke Hannover–Würzburg weshalb neben diversen Regionalbahnen auch viele ICE´s am Bahnhof halten. Die nächsten Flughäfen sind Hannover-Langenhagen, Paderborn-Lippstadt und Kassel-Calden.
Die Tourist-Information der Stadt bietet eine umfangreiche Auswahl an Stadtführungen an. Auf der klassischen Stadtführung „Rund ums Gänseliesel“ lernen Teilnehmer Göttingens wichtigste Orte kennen. Viele Themenführungen geben Einblick in die Geschichte Göttingens und seine Persönlichkeiten. Die Tourist-Info befindet sich am Markt in der Fußgängerzone der Stadt.
Gänseliesel-Brunnen und das Alte Rathaus am Markt
Wahrzeichen der Stadt ist der 1901 errichtete Gänseliesel-Brunnen vor dem alten Rathaus, die Figur stellt ein barfüßiges Mädchen in einfacher Kleidung dar, das drei Gänse trägt. Während eine Nachbildung seit 1990 den Brunnen ziert, kann die Originalfigur im Städtischen Museum besichtigt werden.
Das Alte Rathaus am Markt stammt im Kern aus dem Jahre 1270, hier fanden Rats- und Gerichtssitzungen statt und es wurde Handel getrieben. Zwischen 1369 und 1443 wurde das Rathaus durch Anbauten erweitert, Ende des 19. Jahrhunderts fand ein Umbau statt, seitdem ist das Gebäude unverändert geblieben.
Heute ist das Alte Rathaus ein Ort der Begegnung, in der Halle finden Empfänge und kulturelle Veranstaltungen und in den Ausstellungsräumen im Obergeschoss Kunstausstellungen statt. Im Ratskeller ist ein Restaurant untergebracht, auf der Terrasse vor dem Rathaus können Sie in der warmen Jahreszeit die Atmosphäre der Stadt an der frischen Luft genießen.
Die schönen Fachwerkhäuser der Stadt
Ein Bummel durch die kleinen Straßen der Stadt mit Ihren vielen schönen Fachwerkhäusern, die teilweise über 500 Jahre alt sind, ist unbedingt empfehlenswert.
Das Schrödersche Haus ist ein Renaissance-Fachwerkhaus aus dem Jahre 1549 das der Tuchmacher Jürgen Hovet erbaute. Die Fassade des Hauses ist mit Schnitzereien verziert, Weberschiffchen und Weberkamm oberhalb des Torbogens weisen auf den Beruf des Erbauers hin.
Das Haus des Abel Bornemann, auch Börnersches Haus genannt, stammt aus der Früh-Renaissance (1536), weist aber auch gotische Stilelemente auf. Durch das Tor gelangen Besucher in die Passage „Börnerviertel“ mit seinen Kneipen und Restaurants. Im Innenhof finden Konzerte mit Künstlern aus der Independent-Szene statt.
Ältestes Gebäude Göttingens ist das Holbornsche Haus das 1266 im romanischen Stil erbaut wurde. In der Turmstraße steht der letzte von ehemals 15 Wachttürmen und im Weiteren ein Teil der alten Stadtmauer.
Die Junkernschänke gilt als das schönste Fachwerkhaus der Stadt und ist eine der ältesten Weinstuben Deutschlands. Sie wurde 1446 als gotisches Fachwerkhaus erbaut und von 1547 bis 1549 im Stil der Renaissance umgebaut. An der Fassade des Gebäudes sind viele bunte Schnitzereien angebracht mit Motiven aus der Bibel, ebenso sind Wappen und Tierkreiszeichen zu sehen. Auf einem der Eckpfosten hat sich der Erbauer mit seiner Frau verewigt. Heute ist in der Schänke ein Restaurant untergebracht.
Rats- und Marktkirche St. Johannis und Jacobikirche
Hinter dem Göttinger Rathaus steht die dreischiffige gotische Rats- und Marktkirche St. Johannis die zwischen 1300 und 1344 erbaut wurde wobei von der Vorgängerkirche das romanische Nordportal erhalten geblieben ist.
Über die Häuser der Altstadt erheben sich die ungleichen Kirchtürme, der Südturm weist eine Länge von 56,5 Metern aus und wird vom Nordturm mit seinen 62 Metern überragt. Der Nordturm beherbergt die Türmerwohnung, der Südturm die Turmuhr.
Über 500 Jahre lang gab es einen Turmwächter auf dem Nordturm, ab 1921 wurde aus der Türmerwohnung die höchste Studentenwohnung der Stadt, die Studenten wohnten hier mietfrei mussten dafür aber die Turmstube für Besucher öffnen. Heute wird das Turmzimmer als Andachtsraum genutzt.
Schon von weitem sichtbar ist der Turm der Jacobikirche, ein Meisterwerk der Gotik und eines der bedeutendsten Bauwerke der Stadt. Die Kirche wurde zwischen 1361 und 1433 als dreischiffige gotische Hallenkirche erbaut, ihr 72 Meter hoher Turm mit seiner barocken Kupferhaube ist schon von weitem sichtbar. Sie wurde an einer alten Heerstraße errichtet und sollte Pilgern auf dem Weg zum Grab des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela Gelegenheit geben in der Kirche zu beten.
Im Glockenturm verrichten 5 Glocken ihren Dienst, die älteste stammt aus dem Jahre 1423, die übrigen vier wurden 1968 gegossen. In einer anderen Etage des Turms befinden sich eine Betglocke von 1636 und ein Glockenspiel mit 14 Glocken. Das Glockenspiel erklingt jeden Samstag um 11:30 Uhr. Zur besonderen Ausstattung der Kirche gehört ein reich ausgestatteter Flügelaltar aus dem Jahre 1402.
Albanikirche und Auditorium
Eine weitere bedeutende Kirche ist die Albanikirche deren Ursprung unbekannt ist. Angeblich handelt es sich dabei um eine Stiftung Kaiser Ottos I. und diente als Kirche dem Dorf „Gutingi“. Der Baubeginn der heutigen Kirche geht auf das Jahr 1423 zurück, 1499 erhielt die Kirche einen Doppelflügelaltar von Hans von Geismar, einem deutschen Maler aus der Dürer-Zeit.
1726 wurde der sanierungsbedürftige Turmhelm durch eine barocke glockenförmige Dachhaube ersetzt. 1762 währen des Siebenjährigen Krieges beschädigte eine Pulverturmexplosion die Kirche, gegen Ende des Krieges wurde die Kirche saniert und sie erhielt einen klassizistischen Kanzelaltar. Zur weiteren bedeutenden Ausstattung gehört ein Votivkreuz aus dem Jahre 1342, was die älteste Inschrift Göttingens trägt.
Ein weiteres bedeutendes Gebäude ist das Auditorium oder auch Audi max genannt, ein 1862 bis 1865 erbautes Hörsaal-Gebäude. Die Fassade des Gebäudes zieren Standbilder und Bildnismedaillons berühmter Gelehrter und des Gründers der Georg-August-Universität, im Inneren ist eine Kunstsammlung mit Gemälden flämischer, niederländischer, italienischer und deutschen Maler des 14. bis 20. Jahrhunderts untergebracht, darunter Arbeiten von Dürer, Botticelli, Rembrandt und Goya, sowie von Nolde, Beckmann und Modersohn-Becker.
Die Kunstsammlung kann jeden Sonntag von 11:00-16:00 Uhr gegen Gebühr besichtigt werden. Außerdem beherbergt das Gebäude eine Bibliothek für Römisches Recht und es wird für Veranstaltungen genutzt.
Alter und Neuer Botanischer Garten
Hinter dem Auditorium erstreckt sich der Alte Botanische Garten. Der Garten ist 5 Hektar groß und beherbergt etwa 17.000 verschiedene Pflanzenarten, darunter eine große Vielfalt seltener, teils vom Aussterben bedrohter Pflanzen. Die meisten Gewächshäuser, die besichtigt werden können, stammen aus dem 19. Jahrhundert.
Der 1736 von Albrecht von Haller gegründete Garten ist täglich von 08:00-18:30 Uhr (November bis Februar bis 16:00 Uhr) geöffnet, der Eintritt ist kostenlos. Der zweitgrößte Botanische Garten Deutschlands nach Berlin-Dahlem ist mit ca. 100.000 Besuchern im Jahr ein beliebtes Ausflugsziel im Herzen der Stadt.
Der neue Botanische Garten entstand 1967 als experimenteller Garten und ist der wissenschaftliche Versuchsgarten der Universität Göttingen, er liegt am Nordcampus der Universität in der Grisebachstraße. Weitere Grünanlagen wie z. B. die Schillerwiese, der Klosterpark Weende, der Levinsche Park oder der im 15. Jahrhundert als Festungsbauwerk errichtete Stadtwall, ein grüner Gürtel um die Innenstadt Göttingens, unterstreichen den Erholungswert der Stadt.
Der historische Stadtwall
Der historische Stadtwall ist ein beliebter Weg, um die Altstadt zu umrunden, die etwa 3 Kilometer lange Allee verbindet den Alten botanischen Garten, den Albani Friedhof und den Cheltenham-Park miteinander.
Der Wall wurde ab 1362 als Stadtbefestigung angelegt, der Bau dauerte rund 400 Jahre. Nach Ende des Siebenjährigen Krieges 1762 wurde die Stadt entfestigt und die alte Wallbefestigung wurde in eine Promenade umgewandelt.
Das Deutsche Theater
Das Deutsche Theater am Theaterplatz wurde vom Hofbaumeister Gerhard Schnitger nach dem Vorbild des großherzoglichen Hoftheaters in Oldenburg gebaut. Seinen Namen erhielt es 1950 unter dem bedeutenden Intendanten Heinz Hilpert, es bietet einen Repertoirebetrieb auf vier Bühnen und verfügt über knapp 500 Plätze. Regelmäßig werden hier auch Bühnenstücke speziell für das junge Publikum aufgeführt.
Das Bistro mit Keller im Deutschen Theater bietet frische, gehobene Bistroküche, in der Freilichtsaison können Gäste im Biergarten vor dem Theatereingang Speisen und Getränke mit Blick auf den Theaterplatz genießen. Hier steht Ihnen auch freies W-Lan zur Verfügung.
Einkaufen
Auch als Einkaufsstadt ist Göttingen sehr beliebt. Haupteinkaufsmeile ist die Weender Straße, die am Alten Rathaus und dem Gänseliesel-Brunnen vorbeiführt. Auch die Groner Straße sowie die Groner-Tor-Straße laden zum Bummeln ein, hier reihen sich viele Mode-, Schuh- und Fachgeschäfte aneinander. In den vielen Restaurants, Cafés und Bars können Sie sich anschließend vom Einkaufsbummel erholen.
Lassen Sie sich doch Ihre Einkäufe ins Hotel liefern. In vielen Geschäften können Sie zu den Händlern sagen „Ich möchte mit dem Grünfuchs liefern lassen!“ Ihr Einkauf wird schnellstmöglich abgeholt und oft noch am selben Tag, spätestens aber am nächsten Tag im Stadtgebiet ausgeliefert. Auch Wunschtermine können dabei angegeben werden. Die Lieferung erfolgt Umweltschonend mit elektrischen Lastenrädern.
An verschiedenen Orten im Stadtgebiet, im Alten Rathaus, rund um den Marktplatz, im Neuen Rathaus und in der Stadtbibliothek stehen kostenlose WLAN-Hotspots zur Verfügung. Auch in vielen Geschäften, Restaurants und Cafés können Sie freies Internet nutzen.
Veranstaltungen
Fester Bestandteil im Veranstaltungskalender der Stadt sind, die im Frühsommer von der Händelgesellschaft veranstalteten, internationalen Händel-Festspiele, die ein internationales Publikum anziehen.
An zehn Tagen im Oktober findet das internationale Literaturfestival „Göttinger Literaturherbst“ im Anschluss an die Frankfurter Buchmesse statt, Veranstaltungsorte sind historische Gebäude der Stadt.
Größte Veranstaltung ist der Göttinger Weihnachtsmarkt mitten in der Altstadt, der vom Mittwoch nach Totensonntag bis zum 29. Dezember stattfindet und jährlich rund 500.000 Menschen anzieht.