Hameln - Rattenfängerstadt und Weserrenaissance
In der Mitte des Weserberglandes liegt die Rattenfängerstadt Hameln mit einer einzigartigen Altstadt bestehend aus Sandstein- und Fachwerkbauten aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Hameln ist weltweit bekannt für seinen Rattenfänger. Der Sage nach hat der Rattenfänger im Jahr 1284 mit seiner Musik die Ratten aus der Stadt Hameln vertrieben.
Da der vereinbarte Lohn von den Bürgern der Stadt nicht gezahlt wurde, lockte der Rattenfänger mit seiner Flöte alle Kinder aus der Stadt und führte sie in eine Höhle, in der sie für immer verschwanden. Im Sommer erinnern die Rattenfänger-Freilichtspiele sowie das Musical RATS auf der Hochzeitshausterrasse in der Altstadt an dieses Ereignis. Doch Hameln hat mehr zu bieten als nur die Sage vom Rattenfänger.
Geschichte der Stadt Hameln
Die Geschichte der Stadt geht zurück bis ins 8. Jahrhundert, archäologische Funde belegen das zu dieser Zeit bereits erste dörfliche Strukturen vorhanden waren. Die Reichsabtei Fulda gründete im Jahr 851 herum an einem günstig gelegenen Weserübergang ein Benediktinerkloster.
Überliefert sind erste Ortsnamen mit „Hamela“ oder „Hameloa“. Um das Jahr 1200 wird eine Marktsiedlung als Stadt genannt, Hameln ist eine der ersten Städte im ehemaligen Königreich Hannover. Weltweite Berühmtheit erlangte Hameln durch die Sage vom Rattenfänger die auf dem Auszug der „Hämelschen Kinder“ im Jahre 1284 beruht. Die Hamelner Stadtbefestigung entstand wahrscheinlich im 13. Jahrhundert.
Zwischen 1426 und 1572 war Hameln Mitglied der Hanse. Im 16. Jahrhundert bis zum Dreißigjährigen Krieg erlebte Hameln einen wirtschaftlichen Aufschwung, jetzt entstanden viele Bauten im Stile der Weserrenaissance, viele davon sind erhalten geblieben und prägen das Bild der Altstadt. 1808 wurde die Festung Hameln auf Befehl von Napoleons I. geschleift, von der ehemaligen Festung blieb bis auf zwei Wachtürme nichts übrig. Während der Weltkriege blieb die Stadt weitestgehend von großen Zerstörungen verschont. Heute leben rund 58.000 Menschen in Hameln.
Anreise nach Hameln
Hameln liegt nicht weit von Hannover entfernt und ist von da aus gut über die Bundesstraße 217 zu erreichen die weitestgehend zweispurig ausgebaut ist. In der Stadt kreuzen sich die Bundesstraße 1, 83 und 217. Aus Richtung Westen kommend empfehlen wir Ihnen die Bundesstraße 1 ab Paderborn zu nehmen, auch diese ist teilweise zweispurig ausgebaut. Alternativ nehmen Sie die Autobahn A2 bis zur Anschlußstelle Bad Eilsen, von da aus geht es über die Bundesstraße 83 nach Hameln.
Aus Richtung Süden kommend empfehlen wir die Autobahn A7 zu fahren bis Hildesheim, dort wechseln Sie auf die Bundesstraße 1. Bahnverbindungen bestehen von Hannover und Paderborn aus. Die Anreise per Flugzeug erfolgt am besten bis Hannover-Langenhagen und anschließend mit der S-Bahn nach Hameln.
Altstadt mit Osterstraße und Rattenfängerhaus
Die Osterstraße ist die Haupteinkaufsstraße in der Altstadt und wurde das erste mal 1358 als „platea orientalis“ erwähnt. Da die Straße nach Osten führt und am Ende durch das Ostertor geht durch das die Kinder der Rattenfänger-Sage nach am 26. Juni 1284 ausgezogen sein sollen ist der Name „Osterstraße“ entstanden.
Das Rattenfängerhaus trägt seinen Namen seit etwa 1900 aufgrund einer Inschrift die seitlich am Haus zu finden ist: „Im Jahre 1284 am Tage Johannis und Pauli war der 26. Juni durch einen Pfeifer mit allerlei Farbe bekleidet gewesen 130 Kinder verleitet in Hameln geboren zu Kalvarie bei den Koppen verloren“. Das Rattenfängerhaus wurde 1602/1603 vom Ratsherren Hermann Arendes im Stil der Weserrenaissance erbaut.
Leisthaus und Pferdemarkt
Nicht weit vom Rattenfängerhaus entfernt steht das Leisthaus das von Cord Tönnis 1585/89 erbaut wurde. Teilweise ist die im Stil der Weserrenaissance erbaute Fassade noch original erhalten geblieben. Zahlreiche sogenannte vergoldete Neid- und Abwehrköpfe in der Giebelspitze sollen Neid und Unheil vom Haus abwehren.
Bereits 1402 wurde der Pferdemarkt nördlich der Marktkirche als „Großer Markt“ erwähnt. Das alte Rathaus grenzt an den Pferdemarkt, das Marktgeschehen spielte sich damit rund um das Rathaus statt was früher üblich war. Nachgewiesen sind Verkaufsstände bereits im 14. Jahrhundert, für diese musste bereits damals eine Standgebühr entrichtet werden.
Vermutlich wurde der große Platz auch für ritterliche Zweikämpfe genutzt, überliefert ist ein Kampf zwischen Burchard von Schwalenberg und Otto von der Lippe im Jahre 1330. Außerdem diente der Markt im 18. Jahrhundert auch als Hinrichtungsstätte.
Marktkirche St. Nicolai
Im Zentrum der Altstadt befindet sich Hamelns zweitälteste Kirche, die Marktkirche St. Nicolai. Der Name leitet sich vom Heiligen Nikolaus ab, dem Bischof aus Myra der im 6. Jahrhundert in der Türkei lebte. Eine Turmbesteigung ist möglich, vom Turm aus haben Sie einen schönen Blick auf die Stadt und das Umland.
Direkt neben der Marktkirche befindet sich das Hochzeitshaus das 1610-1617 als Fest- und Feierhaus der Bürgerschaft errichtet wurde und bis in das 19. Jahrhundert hinein den Namen das „Neue Gebäude“ trug. Es wurde als letztes Gebäude in Hameln im Stil der Weserrenaissance erbaut.
Ein großer Festsaal war im 1. Stock untergebracht, im zweiten Obergeschoss befand sich eine Rüstkammer für die städtische Wehr. Im Erdgeschoss befanden sich eine Weinschenke sowie die Ratsapotheke.Die Ratsapotheke wurde von Friedrich Wilhelm Sertürner (1783-1841), dem Entdecker des Morphiums, betrieben. Bereits 1652 erließ der Rat der Stadt eine „Ordnung wegen der Hochzeiten und Kindtaufen“ um übertriebenen Luxus bei den Feierlichkeiten zu unterbinden.
Im 18. Jahrhundert wurden die Feiern untersagt, die letzte Hochzeitsfeier fand im Mai 1721 statt. Das im Jahre 1964 angebrachte Glockenspiel spielt täglich um 9.35 Uhr das Rattenfängerlied „Wandern ach wandern durch Berg und Tal“ und um 11.35 Uhr das Weserlied „Hier hab ich so manches liebe Mal mit meiner Laute gesessen“. Um 13.05 Uhr, 15.35 Uhr, 17.35 Uhr öffnet sich die Bronzetür und es ist das Figuren- und Glockenspiel mit der Rattenfängersage zu sehen.
Pulverturm und Haspelmathturm
Von ehemals 22 Türmen der Stadtbefestigung sind der Pulverturm und der Haspelmathturm erhalten geblieben. Wie viele mittelalterliche Städte war Hameln früher von einer Stadtmauer mit Wachtürmen umgeben, allerdings wurde die Stadtbefestigung auf Befehl Napoleon I. geschliffen.
Der Haspelmathturm wurde um das Jahr 1450 herum erbaut und nach dem Hamelner Tierarzt Friedrich Haspelmath (1790-1856) benannt der den Turm für die Ausstellung seiner Kunstsammlung nutzte. Der Pulverturm stammt ebenfalls aus dem Mittelalter und wird heute von einer kunsthandwerklichen Glasbläserei genutzt. Beide Türme verbindet ein kleiner Teil der Stadtmauer die 1990 in der ursprünglichen Form neu errichtet wurde.
Weserpromenade und Pfortmühle
Im Westen wird die Altstadt von der Weser begrenzt, die Weserpromenade verläuft entlang der Weser zwischen dem Wohnmobilstellplatz und dem Krankenhaus auf einer Länge von 1,5 Kilometern. Inmitten der Weser liegt eine Insel, das Werder. Eine Brücke verbindet die Altstadt mit dem Werder und kann von Fußgängern und Fahrradfahrern genutzt werden. Die Insel bietet Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten, ein Café und ein Biergarten stehen als Gastronomieziele zur Verfügung.
Die Pfortmühle geht auf das Jahr 1405 zurück, ursprünglich befand sich das Gebäude im Besitz der Stadt und ging 1879 in Privatbesitz über. Nach einem Brand wurde die Pfortmühle 1894/95 in seiner jetzigen Form neu erbaut. 1912 wird ein turbinengetriebener Generator in der Pfortmühle installiert der heute noch bei einem Besuch des Restaurants, das sich in der Pfortmühle befindet, besichtigt werden kann.
Bürgerhus, Bäckerstraße und der Hausberg Klüt
In der Kupferschmiedestraße befindet sich das 1560 von der Ratsherrenfamilie Hollenstedt erbaute dreigeschossige Bürgerhus, ein besonders schönes Fachwerkhaus. Es weist einige bauhistorische Besonderheiten auf. Die Eckinschrift (in lateinisch und in gotischen Minuskeln) ist die längste erhaltene Hausinschrift in der Altstadt von Hameln. Das Gebäude befindet sich heute im Besitz der Stadt Hameln die das Haus aufwendig sanieren ließ.
Die Bäckerstraße wurde zwischen 1267 und 1288 als „platea pistorum“ erstmalig erwähnt und ist damit die älteste Überlieferung einer Hamelner Straße. Das Brot wurde früher in bestimmten Verkaufsständen, den sogenannten Scharren, verkauft. Die Bäckerstraße wurde 1978 zur Fußgängerzone umgestaltet und ist heute eine der Haupteinkaufsstraßen Hamelns. In der Bäckerstraße 16 steht der Rattenkrug, ein gotisches Steinhaus mit einer Fassade die im Jahre 1568 im Stil der Weserrenaissance erbaut wurde. Seit 1870 befindet sich im Haus eine Gaststätte.
Hamelns Hausberg ist der Klüt, von der Aussichtsterrasse des gleichnamigen Turmes bietet sich ein schöner Blick auf die Stadt Hameln und seine Umgebung. Traditionelles Ausflugsziel ist das ca. 1 Kilometer vom Klüt entfernt liegende Forsthaus Finkenborn, eine Gastwirtschaft mit 200jähriger Tradition.
In der Nähe befinden sich ein Hochseilgarten, ein Dammwildgehege sowie ein Abenteuerspielplatz. In Hameln beginnen und enden Schiffsrundfahrten auf der Weser, die Stadt ist Ausgangspunkt für Wanderungen auf dem Weserbergland-Weg oder Station einer Radtour auf dem rund 500 Kilometer langen Weser-Radweg.
Automobil-Museum im Hefehof und Rattenfänger-Freilichtspiel
Das Automobil-Museum im Hefehof dokumentiert anhand ausgewählter Oldtimer, Fotos und Informationstafeln 100 Jahre Hamelner Automobilgeschichte.
Erleben Sie im alten Pulverturm in einer Glasmachershow wie aus flüssigem Glas in der Tradition des Weserberglandes im 17. und 18. Jahrhunderts auch heute noch Glasbläser wahre Kunstwerke erschaffen. Das Museum in der Hamelner Fußgängerzone erzählt die Geschichte der Stadt und des Weserberglandes wobei der Schwerpunkt auf der berühmten Rattenfängersage liegt.
In der Vorweihnachtszeit lockt einer der schönsten Weihnachtsmärkte Norddeutschlands mit seinen festlich geschmückten Holzhäusern zum Bummeln ein. Beliebt ist das Rattenfänger-Freilichtspiel das seit 65 Jahren Besucher zur Hochzeitshaus-Terrasse lockt.
In historischen Kostümen wird die Rattenfängersage nachgestellt. Das Freilichtspiel findet im Sommer jeden Sonntag um 12 Uhr statt. Den Abschluss bildet ein Zug vom Rattenfänger samt „Ratten“ und Bürgern durch die Altstadt. Die Freilichtspiele sind gebührenpflichtig.
Ausflugsziele Sommerrodelbahn und Rastiland Salzhemmendorf
Viele schöne Ausflugsziele im Weserbergland warten darauf entdeckt zu werden. Die Sommerrodelbahn in Bodenwerder und das Rastiland Salzhemmendorf sind besonders bei Kindern beliebt. Im Wisentgehäge in Springe leben fast 100 Wildarten auf 90 Hektar Wiesen- und Waldfläche.
Das Museumsdorf Börry zeigt 200 Jahre Landarbeit und Landtechnik. Exotische Bäume können im Ohrbergpark bestaunt werden, besonders schön präsentiert der Park sich wenn im Mai Azaleen und Rhododendron blühen. Einen Besuch wert ist auch der Kurpark in Bad Pyrmont. Nicht weit entfernt liegt der Köterberg der mit 496 Metern die höchste Erhebung im Weserbergland ist und bei schönem Wetter traumhafte Ausblicke garantiert.